Philipp Kuhn: Riesling Saumagen Großes Gewächs 2024

Philipp Kuhn: Riesling Saumagen Großes Gewächs 2024

VDP

Zum Winzer

98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2053
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 98/100
Weinwisser zu 2023: 95–96/100
Suckling zu 2023: 95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Saumagen Großes Gewächs 2024

98
/100

Lobenberg: Wie auch zuvor schon bei Rings, ist der 24er Saumagen von Philipp Kuhn erneut ein eindrucksvolles Statement für das, was diese berühmte Kallstadter Lage auszeichnet: kristalline Klarheit, vibrierende Spannung und eine fast stille Kraft, die sich nicht in vordergründiger Frucht, sondern in Mineralität, Würze und Textur ausdrückt. Die Lage selbst ist legendär – reiner Kalkstein, durchzogen von rötlich gefärbter Terra Fusca mit Eisenanteilen, eine geologische Rarität. Die Reben stehen auf rund 300 Höhenmetern, die Weinberge sind kühl, der Wuchs karg, und die Arbeit im Weinberg ist reine Handarbeit, ökologisch und akribisch. Einige der besten Parzellen, darunter auch Anteile an der berühmten Lieux-Dit »Kreid«, fließen hier in den Wein ein – noch ohne separate Vinifikation, ganz bewusst unter dem Namen Saumagen zusammengeführt. Schon in der Nase zeigt sich der 24er ungewohnt herb und ungestüm: Viel Zitronenschale, frischer Majoran, Salbei, Fenchelkraut und grüner Tee, darunter liegt eine dunkle, fast an Wacholder und Lorbeer erinnernde Würze. Dazu kommt ein Hauch Muschelkalk, zerstoßenes Gestein, kalter Rauch. Die Frucht spielt klar die zweite Geige, aber sie ist da – zart und präzise: grüne Mirabelle, unreifer Weinbergpfirsich, ein Hauch weißer Johannisbeere. Kein opulenter Fruchtkorb, sondern eine fein ziselierte, fast botanisch wirkende Aromatik. Das riecht nach kühlem Jahrgang, nach Höhenlage, nach Herkunft. Am Gaumen dann kompromisslos trocken, straff und zupackend, mit glasklarer Säure und messerscharfer Präzision. Limette, Zedratzitrone, Fenchelgrün, Estragon, dazu ein Hauch Grapefruitzeste. Alles läuft über ein Rückgrat aus kalkiger, fast salziger Mineralität. 2024 zeigt sich hier etwas zugänglicher als 2023, mit weniger Reduktion, etwas geschliffenerer Säure, aber ohne an Spannung zu verlieren. Die kräutrige Wildheit bleibt erhalten, macht den Wein fordernd, aber auch faszinierend. Der Saumagen ist in diesem Jahr fast archaisch in seiner Art, herb, griffig, tief – ein Wein, der vielleicht mehr an Gebirgslagen in Savoyen erinnert, als an den oft opulenteren Stil der Pfalz. Im Nachhall zieht sich die Salzigkeit bis ganz zum Schluss, getragen von einem Hauch weißem Pfeffer, Zitronenthymian und getrockneter Kamille. Es bleibt eine innere Spannung, eine fast elektrische Energie am Gaumen – nicht laut, aber dauerhaft präsent. Und trotz dieser fast asketischen Strenge ist da auch eine gewisse Ruhe im Wein, eine in sich geschlossene Balance, die zeigt: Hier stimmt einfach alles. Der forderndste, steinigste, vielleicht auch aufregendste Riesling des Jahrgangs bei Philipp Kuhn.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
95–96
/100

Weinwisser zu 2023 über: Riesling Saumagen Großes Gewächs

-- Weinwisser zu 2023: Deutliche, leicht teigige Gäraromen werden ergänzt durch Rauch, Tabak und eingelegte Aprikose. Die elegante Kontur des Weins aus der Kalklage dürfte sich mit Flaschenlagerung etwas fülliger entwickeln. Der reifefähige, stilvolle Wein braucht deshalb Zeit.

Verkostungsnotiz
95
/100

Suckling zu 2023 über: Riesling Saumagen Großes Gewächs

-- Suckling zu 2023: Anyone who likes intensely mineral white Burgundy should warm to this genuine German grand cru. The interplay of restrained peaches and passion fruit with flinty freshness on the medium- to full-bodied palate is startling. Built for the long term, this really needs more time in bottle to give its best. Very long, exciting, flinty finish. Drinkable now, but best from 2026.

Mein Winzer

Philipp Kuhn

100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.

Riesling Saumagen Großes Gewächs 2024