Philipp Kuhn: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2026–2047
- Verpackt in: 6er
- 9
- frische Säure
- mineralisch
- 3
- Lobenberg: 96–97/100
- Lobenberg in Wiesbaden: 97–98/100
- Weinwisser: 18,5/20
- 6
- Deutschland, Pfalz
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Philipp Kuhn, Großkalbacher Str. 20, 67229 Laumersheim, DEUTSCHLAND
Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Wein steht auf fast reinem, weißem Kalkstein. Nur mit leichter Mergelauflage auf dem Fels, aber schon nach 30 Zentimetern kommt richtig schlohweißer Kalkstein. Aber die Lage liegt etwas tiefer als der Saumagen und Schwarzer Herrgott. Wir haben etwas mehr Wärme hier im Ort Laumersheim. Der Wein ist also auf jeden Fall immer etwas druckvoller in seiner ganzen Ausstrahlung. Er ist pikant, mineralisch, aber durch die Pfälzer Fruchtausprägung nie anstrengend. In sich ruhend. Dieser Wein spiegelt quasi eigentlich Philipp Kuhns Charakter wider. Lebhaft und trotzdem absolut sicher, zuhause, angekommen und in sich ruhend. So ist dieser Wein, und er hat trotzdem eine wahnsinnig tolle, sympathische Ausstrahlung. Im Kirschgarten kommt etwas mehr weiße Frucht. Die Nase ist fast verspielt, zeigt weiße Blüten und weißen Pfirsich, gelber Apfel und auch Apfelblüte. Auch viel Kalksteinanmutung, Gesteinsmehl, Graphit. Er hat diesen tollen Tiefgang aus der Reife, wirkt total harmonisch und ruhig. Hier kommt der Körperbau eines klassischen Pfälzers durch, die Kalksteinelektrizität ist aber da, die das ganze abfedert und leichtfüßig macht. Und dann steht der Wein für Minuten im Mund mit dieser Köstlichkeit, mit dieser Feinheit und trotzdem diesem Volumen, was ja nicht aus dem Alkohol und Zucker stammt, sondern einfach nur aus der wunderbaren Frucht. Selbst aus diesem Jahr 2022 kommt der Wein mit grandiosem Schub daher, feinem Salz und nur leicht gelber Frucht. Gelbe Birne und grüner Apfel in perfekter Balance. Ein ganz fein gezeichneter Wein, der trotzdem diese Delikatesse der Pfalz hat. 96-97/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
/100
Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs
-- Lobenberg in Wiesbaden: Wie so oft das wollüstigste und fruchtstärkste GG von Philipp. Da passt 22 alles, mit dieser intensiven Frucht und mildem Alkohol und unanstrengender Säure, kommt dieser Charmebolzen unanstrengend aber intensiv saftig und salzig rüber. Philipps GGs sind im Preis-Leistungs-Verhältnis ein absolut empfehlenswertes Ereignis. Große Pfalz in der Qualität und moderate Preise! Passt! 97-98/100
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Weinwisser über: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs
-- Weinwisser: Leicht grünliche Nuancen im Duftbild, mit grünen Tomaten, sowie sehr guter Frische und Rasse. Schöne, dichte Nase mit dezent fructosigem Hintergrund. Saftig, rassig und lang, sehr konzentriert und weit ausholend auf der Zunge, mit beeindruckend differenzierter Vielschichtigkeit und groß angelegter Struktur. Ewig lang und beißend, mineralisch, druckvoll und straff. Grandioser GG-Riesling bei durchaus schlanken 12.5 Vol.-%.
Philipp Kuhn
100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.