Lobenberg: Nachdem Philipp im Jahrgang 2021 konsequenterweise kein Pinot-GG gefüllt hat, weil ihm die Qualität final einfach nicht ausgereicht hat für ein Großes Gewächs, gibt es mit dem 2022er nun wieder einen großartigen Spätburgunder aus dem Kirschgarten. Immer ein gewisser Anteil Rappen mit drin, das gibt gerade in warmen Jahren wie 2022 nochmal mehr Frische. Ausbau im Barrique mit einem Neuholzanteil von etwa einem Drittel. Schon in der Nase ein ganz typischer Kirschgarten mit seiner verführerisch-wollüstigen Frucht. Satte, dunkle Kirsche, Veilchen, Schlehe und reife Himbeere. Total samtig und elegant. Dazu kommt etwas leicht rauchiges und auch erdige Noten. Ganz frisches Unterholz und eine feine Würze von Langpfeffer. Beeindruckende Komplexität, dabei aber einfach so verführerisch und einladend. Ein ganz eigener Stil, nicht eindeutlich »deutsch«, durchaus frankophil aber ich weiß nicht ob ich diesen Wein blind ins Burgund stecken würde. Sehr spannend und total schick allemal! Am Gaumen dann mit reifen, samtigen Tanninen. Saftige Frucht kleidet den gesamten Mundraum aus. Kirschgarten ist immer ein bisschen üppig, aber hat auch eine geniale Mineralität im Kern. Salzige Himbeere, etwas Walderdbeere, saftige Kirsche. Dicht und reif, dabei getragen von einer gewissen Kohle. Es kommen Noten von Lakritze und dunklem Kakao hinzu. Trotz dieser saftigen Art wird der Wein aber nicht breit, bleibt immer elegant und geschliffen. Klar definiert und mit einer schönen Frische und prägnanten kalkigen Mineralität unterlegt. Wunderbare Definition und Schliff, dass es nicht fett wird, sondern bei aller wunderbarer Reichhaltigkeit auch schick und definiert bleibt. Aber der Schub aus dunklen Kirschen, üppigem Mundgefühl und kreidigem Biss sind schon genial. Toller Pinot im typischen Kuhn-Stil, der bewusst nicht im ultraschlanken Stil gehalten, sondern verführerisch, reich und saftig ist.