Lobenberg: Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen für ein Jahr im großen Holzfass auf der Vollhefe, dann werden sie auf der Feinhefe in Edelstahl abgezogen bis zum nächsten Frühjahr. Abfüllung stets um Ostern herum, dann weitere Flaschenreife bis zum Release im September. Der Oestricher Doosberg ist eine Einzellage in ca. 120 Höhenmetern in Oestrich gelegen. Er liegt ca. 100 Meter höher als der Nikolaus. Wir sind hier mehr auf Löss-Lehmböden. Also reichhaltigere Böden, die mehr Power und Druck in den Wein bringen. Im östlichen Teil mit einer wunderbaren Südexposition und insgesamt auch einer gewissen Kühle in manchen Teilen. Der Doosberg hat immer viel Substanz, kommt mit Tiefe und Reichhaltigkeit aus dem Glas, hat eine hohe Fruchtintensität und verheimlicht seine Kraft nicht. Aber er ist dennoch stets elegant, getragen und in sich ruhend. Kein Schreihals, aber doch ein auffälligerer Typ als das ganz zarte Lenchen und der stylische Nikolaus. Da sich Familie Kühn mit dem Jahrgang 2022 dazu entschlossen hatte, keine Unikate mehr herauszubringen und das auch permanent so bleibt, gehen die alten Reben der Parzelle Landgeflecht wieder in das Doosberg GG. Der Wein erhält dadurch natürlich eine gewaltige Aufwertung, denn es kommt eine große Portion richtig starker Trauben hinzu. Das, gepaart mit dem ohnehin sehr starken 2023er Jahrgang bei Kühn, lässt den Doosberg richtig fliegen. Intensive Würze in der Nase, nicht fruchtfrei, aber schon eher reduziert. Grüne Birne, gelber und roter Weinbergpfirsich, Kerbel, erdiger Pu Erh-Tee. Der 2023er hat etwas freudvoll-energetisches, trotz der Erdigkeit und Power des Doosberg wirkt er sehr stringent und kommt mit viel Vorwärtsdrang auf die Zunge, wird immer kristalliner und fordernder hintenraus. Ich liebe die Balance dieses Jahrgangs, die Entspanntheit von 2012 mit der Aufregung von 2015, so gut!