Odinstal: Auxerrois 350 N.N 2023

Odinstal: Auxerrois 350 N.N 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Auxerrois 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
unkonventionell
niedrige Säure
naturbelassen
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 94/100
Parker: 91/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Auxerrois 350 N.N 2023

94+
/100

Lobenberg: Teils im Holz, aber überwiegend im Edelstahl ausgebaut. Auch der Auxerrois stammt, wie der Name verrät, von 350 Meter hochgelegenen Weinbergen auf einer waldigen Lichtung über Wachenheim. Penible biodynamische Bewirtschaftung mit Bio- und Demeter-Zertifizierung. Das ist eine sehr puristische und doch saftige Ausführung eines Auxerrois. Einige Anteile von Ganztrauben in der Vergärung, um die fehlende Frische des Auxerrois durch feine Gerbstoffe zu konterkarieren, was sehr gut funktioniert, wir kennen das von den Topwinzern der Rhône. Herbe Frische schon in der Nase. Quittenschale und Weintraube unter dem leicht reduktiven Schleier. Etwas Stachelbeere und Melisse. Kamille und frisches Heu. Glasklar, sehr kühl. Schöne Tiefe und Mineralität auch am Gaumen, das schiebt mit profundem Druck über die Zunge und hinterlässt eine unheimlich salzige Gerbstofftextur. Die milde Säure ist perfekt in den Wein integriert. Der Auxerrois bekommt seine Struktur aus dem feingeschliffenen Gerbstoff, der den Ausklang begleitet, denn er ist immer sehr moderat in der Säure. Natürlich kann Odinstal mit dieser Höhe von über 300 Metern hier die Frische erhalten. Und ohnehin gehört das mit diesem speziellen An- und Ausbau von Andreas Schumann sicher zu den spannendsten Auxerrois in Europa. Aber auch dieser Auxerrois hat einen Twist, der ihn mit nichts in der Pfalz vergleichbar macht und mich am ehesten an die großen Naturals Österreichs erinnert. Der Wein hat wirklich eine gewisse Größe, aber vor allem ist er ausgesprochen trinkfreudig. Odinstal ist einfach immer unique.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Auxerrois 350 N.N

-- Suckling: Very smoky and flinty, but also with fresh quince and floral honey character, this is an original and well-structured expression of the auxerrois grape. I love the bright lemony acidity and the delicate wet-stone minerality on the medium-bodied palate. Long, very subtle finish. From biodynamically grown grapes with Demeter certification. Drink or hold.

91
/100

Parker über: Auxerrois 350 N.N

-- Parker: The 2023 Auxerrois 350 N.N. opens with a deep, precise and coolish bouquet with intense sur lie aromas and some oak nuances. It is richer on the still-a-bit-untamed nose than the corresponding Weissburgunder Pinot Blanc due to a certain share of barrel fermentation. The wine is round and not fully dry on the palate, which gives a little freakiness since the wine is textural and smooth anyway and again shows its barrique soul. It is playful and well-balanced though and just everything but usual. The finish is already stimulating due to its fine acidity and mineral grip. 11% stated alcohol. Natural cork. Tasted in October 2024.

Mein Winzer

Odinstal

Das Weingut Odinstal ist in jeder Hinsicht sehr besonders. Altehrwürdig thront das Gutshaus auf 350 Metern über Meeresspiegel oberhalb der Stadt Wachenheim und ist damit das höchstgelegene Weingut der Mittelhaardt. Inhaber Thomas Hensel hat es Ende der 90er Jahre erwerben können und seitdem...

Auxerrois 350 N.N 2023