Lobenberg: Die alte, autochthone Rebsorte Blatterle war fast ausgestorben, denn sie produziert nur wenig Zucker, was im Südtiroler Weinbau nicht gefragt war. Hier wurde traditionell die Trauben angebaut, die viele Oechsle produzieren konnten. Heinrich Mayr war ein Visionär und Retter der Sorte, als er begann die Rebsorte wieder anzubauen und separat abzufüllen. Wegen rückständiger Regularien darf das Weingut aber die Rebsorte nicht aufs Etikett schreiben und muss ihn als Tafelwein vermarkten. Hier stecken 100% Blatterle in der Flasche. Ich finde sie am ehesten mit trockenem Furmint vergleichbar, denn sie lebt mehr von der Struktur als von der Frucht. Vielleicht auch Chenin Blanc? Das liegt natürlich auch daran, weil der Nusserhof dem Wein die nötige Aufmerksamkeit gibt. Zehn Tage Maischegärung, dann elf Monate Ausbau zum Teil im 11 HL großen Holzfass, zum Teil im Stahl, gefolgt von circa sieben monatiger Flaschenreife. Mittleres Goldgelb im Glas. Er riecht aromatisch nach Rosenblüten, Rosmarin, Thymian, frischer Lehm und Erde und auch etwas Tannenhonig und Tannenharz. Dann kommt würzige Senfgurke und Granny Smith. Am Gaumen reife Birne, Boskoop, etwas Nelke, Bienenwachs und feine Rosmarin-Thymian und Kräuternoten. Man hat auch Haselnüsse. Das ist eine Mischung aus Chablis mit dezenter Reduktion und einem knochentrockenen Großen Gewächs aus Rheinhessen. Rauchig, cremig, fast ölig und rund. Sehr speziell und erfrischend, da der Wein durchaus eine knackige Säure besitzt. Empfehlung: Bei 14-16 Grad Celsius aus großen Gläsern genießen. So wie einen guten weißen Burgunder. 93-94/100