Neuburger betont. 2018

Markus Altenburger

Neuburger betont. 2018

BIO

95
100
2
Neuburger 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2019–2030
Verpackt in: 6er
9
unkonventionell
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 95/100
Falstaff: 95/100
6
Österreich, Burgenland, Leithaberg DAC
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Neuburger betont. 2018

95
/100

Lobenberg: Der Neuburger ist eine alte, autochthone Rebsorte Österreichs und heute leider eine echte Seltenheit geworden. Ein Grund mehr für Markus Altenburger sich dieser Sorte seit über 10 Jahren wieder zu widmen. Auf die Handlese folgt eine 72-stündige Maischestandzeit und die spontane Vergärung im Beton-Ei. Hierin verbleibt der Neuburger dann weitere 6 Monate bis er minimal geschwefelt und unfiltriert, naturbelassen abgefüllt wird. Das führt zu einer außergewöhnlichen Farbe, ein tiefes goldgelb mit Bernsteinreflexen, naturtrüb. Die Nase ist immens tief und komplex, geradezu abgefahren in ihrer Vielschichtigkeit, wir haben viel angeschnittenen, mürben, roten Apfel, Orangenschale, Kumquat, Weinbergpfirsich und Grapefruit mitsamt ihren feinen Bitterstoffen. Dabei eine tonische Frische ausstrahlend, minzig-kräuterig, Zitronengras und gleichzeitig gelbwürzig mit Kurkuma und Curry. Darunter lauert eine tiefgreifende mineralische Komponente, nasser Stein, Schieferwürze – das ist großes Nasenkino, man kann gar nicht aufhören neue Facetten zu erschnüffeln. Die Nase wirkt gleichzeitig klar und strukturiert, sehr erfrischend und offen, aber eben auch etwas dirty und herausfordernd mit ihren oxidativ-würzigen Einschlägen. Der Mund fühlt sich dann wie eine Explosion und Implosion gleichermaßen an – wow, da ist wirklich mächtig aromatischer Druck dahinter. Die Aromen aus der Nase überschlagen sich auch am Gaumen, reife Grapefruit, Boskoop, roter Weinbergpfirsich dazu dann soviel nachhaltige Würze, Walnuss, Pistazie, Orangeat und alles entfaltet sich äußerst erhaben und fein, alles ruht in sich, nichts ist aggressiv oder aufdringlich. Klar, spürt man hier gewissermaßen die weitestgehende Abwesenheit von Schwefel, aber eben nicht negativ. Denn der Neuburger zeigt dennoch tollen Fokus, Frische und Saftigkeit, gepaart mit einer mehrdimensionalen Struktur am Gaumen. Diese geballte Aromenfülle, dieses Spektrum an Sinneseindrücken baut sich in immer neuen Schichten zu einem ausgesprochen nachhaltigen, kraftvollen und saftigen Fruchtausdruck auf. Hinzu kommt ein elegantes, geschliffenes, voluminöses, ja fast seidiges Mundgefühl von ganz feinen Gerbstoffen, die bis in den samtigen, endlos langen, aromatischen Ausklang tragen. Dabei werden die Gerbstoffe niemals bitter. Die druckvolle Extraktsüße überwiegt zu jeder Zeit und verleiht dem herbfruchtigen Kern seine Tiefe und Präsenz bei gleichzeitig belebender Säure. Der 2018er Neuburger betont ist ein Naturereignis, das alle Sinne herausfordert und über Minuten beschäftigt. Er verstößt bewusst gegen jede Konvention und trifft dabei doch genau den Nerv eines perfekten, trinkfreudigen Weines, ob seiner herb-saftigen Frucht, seiner inneren Spannkraft und der griffigen, perfekt ausgeglichenen Textur, die den Spagat zwischen Sanftheit und Knackigkeit in müheloser Perfektion darstellt. Das ist ein absolut faszinierender, horizonterweiternder und einnehmender Wein, der zurecht in der allerersten Reihe der Naturweine steht. 95/100

95
/100

Falstaff über: Neuburger betont.

-- Falstaff: 'Natural Wine des Jahres' im Falstaff Wineguide 19/20. Trübes Gelb, Orangereflexe. Feine Kräuterwürze, Klementinen, etwas Birnenfrucht, tabakig. Saftig, elegant, feine Extraktsüße nach Tropenfrucht, mineralisch, bleibt sehr gut haften, vielseitiger Speisenbegleiter, gutes Potenzial. 95/100

Weingut über: Neuburger betont.

-- Weingut: Unbequem, unberechenbar, inkonstant, altmodisch, außer Mode, viel zu früh reif: Das sind die Attribute, die man der Rebsorte gerne umhängt. Zu Recht und gerade deshalb mögen wir Neuburger so sehr und deshalb passt er so gut zu uns. Wir wollten keine 10ha davon haben, sind aber auf unsere 2 Parzellen immens stolz.Für unser Team ist es eine der schönsten Herausforderung mit einer frühreifen Sorte zu arbeiten, die in feuchten Jahren zur Botrytis neigt und auf wüchsigen Standorten richtige Schwierigkeiten macht. Man bekommt nämlich sehr viel zurück vom Neuburger. Eine feine Textur, Saftigkeit und reife Aromen bei gemäßigter Alkoholausbeute sind der Lohn.Was macht diesen Wein so besonders?Ausprobiert haben wir mit dem Neuburger so einiges. 2008 im neuen Barrique vinifiziert – untrinkbar. 2009 komplett auf der Maische durchvergoren – wollte damals keiner. 2012 in 500er Fässern und brav filtriert im Leithaberg Stil – keine Prüfnummer. 2014 kamen die ersten Betoneier in den Betrieb und damit auch die Erlösung. Endlich war der Stil gefunden, der uns nicht nur selbst gefiel sondern auch dem befreundeten UK- Importeur aus London. Dieser beschloss kurzerhand, die Hälfte des Ei-Inhalts abzukaufen, wenn ich ihn nur so roh lassen würde. Nichts lieber als das und der Neuburger „betont.“ war geboren.Neuburger – eine GenerationensacheEinen Weingarten hat der Vater auf einem kühlen Nordhang in den 90ern auf kargen Schieferboden gepflanzt. Der andere ist uns von einem Freund des Hauses überlassen worden. Die Reben stehen auf purem Leithakalk in der Riede Gritschenberg und wurden schon zu Großvaters Zeiten gepflanzt. Der war auch derjenige, den wir als absoluten Neuburger-Fan in Erinnerung behalten werden, waren doch fast die Hälfte seiner Weingärten mit dieser Diva bepflanzt, als er den Betrieb führte. Seine gute Kalkverträglichkeit und seine Trinkigkeit hat der Opa immer sehr gelobt. Das Wortspiel mit Neu und Alt hat ihm bestimmt auch gut gefallen. Die Trauben der Sorte waren als Kinder unser liebstes Obst, das wir von August an in rauen Mengen verschlangen.Hintergrund zur MachartVon jeher hatten die Winzer mit dem festen Fruchtfleisch der Beeren zu kämpfen, aus dem der Saft nur schwer heraus zu pressen war. Man hat ihn dann einfach eingemaischt und zwei Tage stehen lassen, die traubeneigenen Enzyme haben alles schön mürbe gemacht und die Gerbstoffe aus der Schale verliehen Struktur und „Knusprigkeit“. Wir haben nichts anderes getan, als dieses Verfahren wieder aufzugreifen und es zu verfeinern: 5 Tage auf der Maische ohne Schwefel, dann wird gepresst, und im Beton-Ei vergoren und ausgebaut. Im Frühjahr kurz vor Ostern, werden die Eier dann geleert und der Wein abgefüllt. Das war‘s.

Mein Winzer

Markus Altenburger

Das Weingut von Markus Altenburger liegt im malerischen Örtchen Jois zwischen dem Leithagebirge und dem Neusiedlersee. Am Leithaberg sah es vor einigen Millionen Jahren aus wie in der Karibik.

Neuburger betont. 2018