Lobenberg: Sibi et Paucis ist die Kellerreserve des Weinguts. »Wir haben uns bewusst dafür entschieden, jedes Jahr einen kleinen Teil unserer drei Nebbiolo-Weine in unserem Keller zu behalten, einige Flaschen Cannubi Boschis (ab dem Jahrgang 2014 trägt die Lage den Namen »Aleste«, nach Barbara Sandrones’ Kindern Alessia und Stefano), Le Vigne und Valmaggiore. Wir gönnen ihnen eine längere Reifezeit: 10 Jahre für Barolo und 6 Jahre für Valmaggiore. In unserer Weinbibliothek finden sie optimale Bedingungen, um zu ruhen, sich zu verfeinern und noch perfekter zu werden.« Dieser Nebbiolo ist auf der anderen Flussseite in Roero, in der Nähe der Hauptstadt Canale gewachsen. Valmaggiore und Ochhetti sind dort die berühmtesten Lagen. Die Weinbergsbearbeitung geschieht mit der gleichen extremen Aufmerksamkeit wie bei den Baroli von Sandrone. Auch hier mehrfache grüne Lese und winzige Erträge unter 30 HL / Ha. Der Weinberg ist deutlich neuer bepflanzt als die Baroli, so dass es hier zwischen neun- und zehntausend Weinstöcke pro Hektar gibt, diese Dichtpflanzung zur Reduzierung des Ertrages des einzelnen Weinstocks ist »state of the art«. Die Böden in Roero sind im Gegensatz zu den lehmigen Kalksteinböden der Langhe für Barolo und Barbaresco eher sandig. Dieser Wein wird zehn Tage lang auf den Traubenschalen mazeriert. Nach der Gärung im Stahltank folgen vierzehn Monate Ausbau ausschließlich im gebrauchten 500l Fass. Leuchtendes Rubinrot. Was für eine tiefe, verführerisch schöne und komplexe Nase. Eine harmonische Kombination ätherischer und erdiger Aromen mit feiner brauner Würze. Hier kommen bereits schwebender, duftende weiße Trüffel auf gemischten wilden Waldbeeren und Sauerkirschen mit blondem Tabak, getrocknetem Herbstlaub und einem Hauch Menthol aus dem Glas. Ganz zart auch würziges Blut, Eisen und Bresaola. Erdig und zugleich schwebend duftend ist dieser Valmaggiore eine perfekte Verkörperung des hedonistischen Piemont. Die extra Finesse des Weins kommt von den feinen sandigen Böden, die auch für die steinige, dezent rauchige Mineralik sorgen. Im Mund hat dieser Valmaggiore die typische Konzentration des großen Klassik-Jahrgangs 2019. Feine, griffige und dennoch reife geschliffene Tannine in Harmonie mit viel intensiver, roter Kirsche und einem Hauch Vanille und Marzipan. Im Nachhall getrocknete Kräuter und Heu auf vibrierend, energiegeladener roter Frucht. Der Wein ist nun in seinem ersten Trinkfenster, hat aber mindestens noch 20 Jahre vor sich. Er besticht mehr durch seine herrliche Finesse, als durch druckvolle Power. Ein Chambolle-Musigny mit Piemonteser Fingerabdruck!
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.