Michel Tardieu - Chateauneuf du Pape: Cotes du Rhone Blanc Nobles Origines 2024

Michel Tardieu - Chateauneuf du Pape: Cotes du Rhone Blanc Nobles Origines 2024

Zum Winzer

94–95
100
2
Grenache blanc 30%, Viognier 30%, Clairette Blanche 20%, Roussanne 15%, Marsanne 10%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2049
Verpackt in: 12er
9
voll & rund
niedrige Säure
3
Lobenberg: 94–95/100
6
Frankreich, Rhone, Chateauneuf du Pape
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cotes du Rhone Blanc Nobles Origines 2024

94–95
/100

Lobenberg: Der Nobles Origines macht seinem Namen alle Ehre. Er kommt 2024 aus Lirac, Cairanne, Vacqueyras und zu einem Viertel aus Crozes-Hermitage. Der 2024er hat eine duftige, sehr geradlinig Nase. Gelbe Melone, weiße Birne und weißer Kalkstein. Feine Mineralität, das ist tänzelnd! Im Mund dann erstaunlich zupackend und viel Druck zeigend. Gesteinsmehl, Orangenzesten, Aprikosenkerne, dazu etwas Bitterorange. Leichter Tannindruck von der Standzeit auf den Schalen. Erstaunliche Power: Geradlinig, druckvoll und wuchtig. Das Ganze bei fantastischer Frische mit salzig-mineralischem Nachhall. Leichte Honigspur über der Bitterorange und dem Gesteinsmehl. Sehr schicker-aromatischer Powerwein mir großer Länge. Erstaunlich! Ja, die Analogie zu 2021 kann man voll verstehen. Dieser Nobles Origines ist fast ein großer Wein. Wie so oft profitieren die Weißweine in schwierigen Wetterverhältnissen noch mehr als die Rotweine. Eine geringe Ernte aus gesundem Lesegut führte 2024 generell zu sehr aromatischen, aber auch sehr geradlinigen Weißweinen mit toller Frische, guter Reife und großer Harmonie. Die Aromatik ist nicht so dramatisch überwältigend wie 2023. Die 2024er Weißweine ähneln im Norden wie im Süden deutlich mehr dem Jahrgang 2021, großer Linearität und sauberer Definition. Das Ganze ist mit einer sehr guten Aromatik versehen und macht 2024 zu einem sehr klassischen, hochwertigen Weißwein-Jahrgang, ohne an die Dramatik von 2023 anzuschließen. *** Der Nobles Origines ist der ehemalige Guy Louis. Die Tardieus haben das Label und den Namen neugestaltet, ohne jedoch den Inhalt zu verändern. Weiterhin ist es eine Zusammenarbeit mit verschiedenen, teils biologisch arbeitenden Winzern, von denen sie schon lange Trauben beziehen. *** Der Name Nobles Origines wurde gewählt, weil der Wein zu 100 Prozent aus Top-Crus verschiedener Appellationen des Rhônetals stammt wie Condrieu, Saint-Joseph, Saint-Péray, Crozes-Hermitage und Châteauneuf-du-Pape. Die Assemblage besteht 2024 aus 30 Prozent Viognier, 20 Prozent Clairette, 30 Prozent Grenache Blanc, 10 Prozent Marsanne und 10 Prozent Bourboulenc. Die Grenache-Reben sind über 40 Jahre alt, die Roussane 20, die Clairette 40 und die Viognier 20 Jahre. Der Wein hat 13,5 Volumenprozent Alkohol. Nach der langsamen Ganztraubenpressung wird der Most im Beton vergoren und der Wein dann sechs Monate im Beton ausgebaut. Nach der Gärung findet keine Malo statt. Keine Schönung und Filtration vor der Füllung in die authentischen Burgunderflaschen. Seit dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.

Jahrgangsbericht

Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.

Mein Winzer

Michel Tardieu – Chateauneuf du Pape

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Cotes du Rhone Blanc Nobles Origines 2024