Lobenberg: Das Jahr 2023 war weniger mediterran als 2022, es war keine August-Lese, sondern deutlich entspannter und später reifend mit einer Lese gegen Mitte September bei den GGs. Wir haben eine Kühle in den Weinen, durch den nicht allzu heißen Herbst, die mehr an die hohe Spannung von 2021 erinnert, dabei aber mehr Power und Fruchtstärke hat. Kerngesundes Traubenmaterial, es musste extrem wenig ausgelesen werden. Der Kräuterberg liegt im unteren Tal der Ahr, hier wird es so steil, dass die Lagen häufig terrassiert sind. Es gab in 2023 ungefähr 25 Prozent Ganztrauben bei den Lagenweinen, weil alles sehr gut reif war, viel höher wollen die Näkels aber nicht gehen. Das merkt man dem Wein aromatisch etwas an, denn sie haben diese zarte Pfefferwürze. Es ist dunkel und würzig, ätherischer und erdiger als das Kirschwunder Pfarrwingert. Allerdings ist der Pfarrwingert ein ziemliches Biest in 2023, sehr wild im positiven Sinne, da ist der Kräuterberg trotz seiner dunkleren Art etwas braver tatsächlich. Die Nase ist aromatisch und offenherzig, zeigt etwas rote Pflaume, Schlehe, Orangenblüte und warmen Sandstein. Die typische Tee-Erd-Aromatik des Kräuterberg zeigt sich, auch etwas Bleistiftabrieb, Menthol. Der Wein ist bestechend klar in seinem Ausdruck in 2023, weniger wild als der Pfarrwingert, mehr zur Harmonie und Großrahmigkeit gehend. Geschmackssache, aber der Pfarrwingert hat mich noch mehr mitgerissen dieses Jahr.