Lobenberg: Markus Molitor bewirtschaftet seit dem Jahrgang 2021 eine winzige Parzelle in dieser berühmtesten Lage der Saar, nicht ganz ein Drittel Hektar. Legendär durch Egon Müllers Süßweine, doch Molitor ist ja total anders im Stil wie Egon. Das macht die Sache auch so wahnsinnig spannend, dass sie nun nebeneinander arbeiten. Molitors Süßweine sind, wie die Trocknen, immer substanziell, kernig-dicht, haben einen dramatischen Auftritt und eine augenzusammenkneifende Konzentration im Gestein. Egon ist etwas leichter, tänzerischer, schwebender. Schon die Nase trägt einen fast aus der Kurve, spannungsreich und energiegeladen schießen Limettenzesten, zerstoßener Stein, Kalkstein und feuchte Kiesel, gelbe Birne und Reneclaude aus dem Glas. Auch Pfefferminz und weißer Pfeffer, der auf der Zunge bitzelt und sich mit der Meersalznote zu einem mundwässernden Mineralausdruck vereint. Immer neue Wellen rauschen heran, mal salzig, mal exotisch, mal steinig-karg. Hört nicht mehr auf hintenraus. Ein legendärer Scharzhofberger in the making. Mit viel Luft sofort genießbar, aber man sollte diese Blockbuster-Spätlese eigentlich nicht vor 2040 öffnen, wenn man wirklich alles erleben will. 98-100/100