Lobenberg: Marienburg ist die „Hauslage“ von Clemens Busch, direkt unterhalb der Marienburg am Pünderich gegenüberliegenden Moselufer in Süd-Südostexposition steil aufsteigend, hier ist der Grauschiefer die Dominante. Die Nase ist noch etwas verschlossen, nicht reduktiv, aber etwas in sich gekehrt, zeigt eher Anklänge von nassem Stein, etwas Minze und Eukalyptus darunter, feine Noten von grünem Tee, auch Earl Grey, ein Hauch Birne, die Frucht ist eher weiß, filigraner und wirkt puristischer, noch steiniger, viel mehr geradeaus als die expressiveren Weine aus dem Fahrlay. Letztere sind deutlich gelbfruchtiger, reicher, würziger und offener. Marienburg bietet ein paar apfelige Nuancen, Quitte und viel Feuerstein. Obwohl eher wenig Frucht da ist, hat das Marienburg GG etwas Anziehendes, etwas sehr Elegantes, ganz Feinziseliertes in seiner Anmutung. Fast leicht abgehoben im aktuellen Stadium mit schwebender Feinheit, sehr subtil, fast karg, unglaublich steinig, verflüssigter Schiefer. Der Gaumen ist würziger als die Nase vermuten lässt, feine Hefenoten vermischen sich mit weißem und gelbem Pfirsich, heller Birne und Melone. Der Fruchtausdruck bleibt zart und zurückhaltend, wieder schiebt sich die animierende Steinigkeit darunter. Die Säure ist fein und reif, nichts drückt oder spannt, alles ist erhaben und zart. Dennoch hat man den Eindruck großer Frische am Gaumen, aber eben nicht aus einschneidenden Säuren, sondern aus der reife der Frucht, aus der Saftigkeit, aus der leichten phenolischen Griffigkeit, die den Wein ausbalanciert und ihn tanzen lässt. Wirkt fast etwas unnahbar, ein eigenwilliger Steinwein. Doch gerade das macht ihn besonders anziehend. Ein bezaubernder Marienburg in diesem Jahr, der etwas Zeit brauchen wird, um sich gänzlich zu öffnen, da er sich nicht ganz so expressiv wie viele andere 2018er präsentiert. Mythisch, spannend und in sich ruhend, alle Elemente sind im Einklang. Und das überträgt sich auf den Trinker, so entspannt, so reif und unangestrengt am Gaumen, ganz ohne Vordergründigkeit. Die Frucht ist präsent, aber eher subtil, der Säurezug ist da, aber bleibt filigran und poliert. Das feine phenolische Gerüst trägt den Wein in zarter Eleganz, alles schwingt und ist im Fluss. Die Bodenexpression ist ausgesprochen karg in diesem Wein, puristisch, unendlich geradeauslaufend. Das ist fast Daniel Vollenweider mit einem Hauch mehr Schmelz, Sanftheit und Saftigkeit am Gaumen. Dennoch ein steiniger, schieferwürziger Extremist, sehr straight und unbeirrt, ganz klar definiert. Natürlich haben wir auch hier eine charmante Extraktsüße aus der hohen Reife der Trauben, trotzdem erinnert diese puristische Eleganz des Marienburg etwas an die abgehobenen 2016er in diesem feineren, leiseren Stil, den es 2018 derart nicht so oft gibt. Klar, wir haben auch ein kleines Plus an Reife, an Schmelz, ein bisschen die wärmenden Hände im Rücken. Ein grandioser Wein, der seine Zeit brauchen wird, aber das Warten auch reichlich belohnen wird. Man spürt, dass das ein großer Wein ist, dessen mineralische, puristische Ausdrucksweise vielleicht den perfekten Gegenpol zu diesem reifen 2018er Jahrgang darstellt. 96-98+/100