Lobenberg: In der Lage Fahrlay stehen auf den oberen Terrassen uralte Reben, viele davon in Einzelpfahlerziehung, viele davon wurzelecht. Komplett blauer Schiefer, sehr hartes, etwas feuchtes Gestein, das sehr salzige, karge und steinige Weine hervorbringt. Die Fahrlay Terrassen sind komplett nach Süden ausgerichtet, nur terrassierte Parzellen. Die einzelnen Terrassen werden nach ihrer Reife unterschiedlich behandelt. Teilweise Maischestandzeiten bis zu 15 Stunden während des Pressvorgangs bei maximal 0,4 Bar Druck. Teilweise aber auch nur kurze Standzeiten. Immer zu 100 Prozent botrytisfrei. Natürlich biodynamische Arbeit, spontan vergoren und der Ausbau wie immer im alten 1000-Liter-Fuder. Direkt nach dem Marienburg probiert, der vom grauen Schiefer kommt, ist diese Auslese aus den Fahrlay Terrassen vom blauen Schiefer ein richtiger Paradigmenwechsel. Das feuchte Gestein kommt zuerst aus dem Glas, es schlägt einem fast ins Gesicht. Das ist immens! Man denkt bei diesen Schiefermassen sofort an Feuerstein, aber auch an Granit. So urwüchsig-steinig. Eigentlich aufgelöster Stein mit leichter Restsüße. Der pure Wahnsinn! Auch im Mund Stein, Stein, Stein. Daneben aber ganz wunderschöne gezuckerte Limetten, Zitronen, Bitterorangen und Quitte. Das Ganze mit mürbem Apfel und Renekloden abgepuffert, aber nicht ansatzweise so charmant-offen wie das Marienburg-GG. Eher total fokussiert geradeauslaufend. Der Wein erinnert mich an den Felsenberg von Dönnhoff. Das ist einfach nur ein extremer Geradeauslauf. Und hätte der Wein nicht diese wahnsinnige Extraktsüße aus 2019 im Nachhall, dieses salzig-karamellige, dann wäre er mir sogar zu puristisch. Es ist die Fortsetzung des Weins vom blauen Schiefer Fass 16 mit einem Quäntchen mehr Fülle und Opulenz obendrauf, mit einem Quäntchen mehr Restsüße aus dem Extrakt. Großer Stoff, ganz ohne Frage, aber er braucht wirklich lange Zeit. Gab es jemals einen besseren Wein aus dieser Lage von Clemens Busch? Ich glaube nicht…Ganz großes Kino! 100+/100