Puligny Montrachet Premier Cru Pucelles 2021

Marc Morey: Puligny Montrachet Premier Cru Pucelles 2021

Weinclub

Zum Winzer

96–98
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2056
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–98/100
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Puligny Montrachet Premier Cru Pucelles 2021

96–98
/100

Lobenberg: Domaine Marc Morey hat einen der besten Plots in diesem Mega-Premier-Cru. Von einer alten Weinbergsmauer umrandet, ist es ein fast geschlossener Clos. Benachbart mit Montrachet und Bâtard-Montrachet. Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Die Village und 1er Crus werden zu einem geringen Anteil im neuen Holz auf der Feinhefe ausgebaut, manchmal findet eine Batonnage statt. Das ist fein, direkt nebeneinander Chassagne 1er Cru En Virondot, die absolute Nummer 1 von Morey in Chassagne, gegen den Puligny 1er Cru Pucelles probieren zu können. Jetzt gehen wir etwas weg von der vordergründigen Mineralität der Chassagne-Weine, rein in die unendliche Leichtigkeit des Seins der Pulignys, wenn sie denn frisch, voll Mineralik und Säure sind und nicht zum Fett neigen. Es gibt beide Seiten in Puligny, aber Pucelles zählt ganz sicher zur mineralischen Seite. Es gibt hier Power, klar, aber die kommt als elektrisierende Energie und nicht als Cremigkeit daher. Marc Morey ist sicherlich einer der ersten Verfolger der Domaine Leflaive in dieser Lage Pucelles. Der Wein ist in Nase und Mund unendlich fein und hört einfach nicht wieder auf. Eine wunderbar hellfruchtige Nase mit feinen Einschüben von gewachsten Zitronenschalen, Lindenblüte und Veilchen, dann auch Maracuja. Nur die Struktur und die Säure sind anders als in Chassagne. Mehr Harmonie, aber auch eine intensive Kühle verkörpernd, wirkt etwas stahliger bei derselben Power und Konzentration. Das ist schon beachtlich, bezaubernd. Pucelles zieht einen sofort ins Glas, man will sich kaum abwenden von diesem Mineralhammer. Die Säure hat keine Ecken und Kanten, läuft nur endlos lang geradeaus. Alles strahlt und zieht geradeaus durch wie ein Laser. Viel pinke Grapefruit im Mund. Die Tanninstruktur und die Säure sind so immens fein und dennoch ist der Wein aufregend und vibrierend, kommt mit einem deutlichen Salzkick hintenraus. Man muss das im Mund gehabt haben, um es zu verstehen. Alles bildet eine kanalisierte Einheit und ist doch so spannungeladen bis ins ewige Finish. In diesem Finale kommt auch ein wenig Sanddorn hoch, was diesen Grapefruittouch gut unterstützt. Das ist großes Chardonnay-Kino und einer der besten Weißweine des Jahres. Er hat weniger Elektrizität als Virondot, aber auch die größere Ruhe und Erhabenheit. 96-98/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

Mein Winzer

Marc Morey

Die Domaine Marc Morey gehört wie der Namensvetter Bernard Morey zu den kleinen, traditionellen, sagenumwobenen Edel-Erzeugern für die absolute Oberliga der weißen Chassagne- und Puligny-Montrachet. Das beste Terroir der Bourgogne und extrem aufwändige Arbeit im sehr ertragsbeschränkten Weinberg,...

Puligny Montrachet Premier Cru Pucelles 2021