Lobenberg: Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch-organisch. Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Die Village und 1er Crus werden zu einem geringen Teil im neuen Holz auf der Feinhefe ausgebaut, manchmal findet eine Batonnage statt. Das ist eine Quasi-Monopol-Lage (99 Prozent Besitzanteil) von Marc Morey, die biodynamisch bewirtschaftet wird. Der Jahrgang 2022 erinnert mich bei Marc Morey an 2015 und 2019, weil das ebenfalls so reiche und dabei sehr frische Jahre waren. Wenn man En Virondot im Glas hat, ist es immer ein Sprung von allen anderen Weinen davor. Dieses Kristallklare, die hohe Spannung, die karge Steinigkeit und der Fokus auf Zitrusfrucht in seiner puristischsten Form ist einfach einzigartig hier in der Domaine. Viel Grapefruit, Zitronenabrieb, Melisse und kühler Kalkstaub in der Nase. Das ist Chassagne mit der Größe eines Meursault-Perrières und eines Puligny-Pucelles, aber mit viel mehr Elektrizität und Vibration. Das wird im Mund schnell klar. Virondot ist kein Ponyhof, hier geht schon mächtig die Post ab. Auch im geschmeidigeren 2022, das diese famose Balance und Zugänglichkeit hat, ist das ein wahnsinnig straffer Wein mit rasantem Zug. Das hat Grand Cru Charakter, aber auf eine ganz spezielle Art. Weiße Johannisbeere mit Grapefruitsäure und brachialen, steinigen Tanninen im Nachhall. Aber alles balanciert, alles reif und fein. Das ist die große Qualität von 2022, nichts ist zu viel. Die totale Harmonie. Ein drahtiger, tiefer, delikater Riese mit enormer Länge und Struktur. Weniger brutal als 2021, dafür auch etwas zugänglicher. 95-97/100