Lobenberg: Gewachsen in 250 Metern Höhe und windig, kühler Lage. Ton und Kalksteinterroir mit Lehm und Kreide. Vor fast 20 Jahren gepflanzte Merlot und Cabernet, natürlich wie alles hier biodynamisch bearbeitet, gingen erstmalig mit dem Jahrgang 2010 so richtig in die Öffentlichkeit. 5000 Stöcke je Hektar, natürliche Erträge von nur 30 hl/ha, bei 30 Grad im Terracotta Amphore fermentiert, dann noch Monate auf der Schale belassen, das nimmt alle Bitterstoffe. Anschließend in slowenischen Halbstücken und großem Holz ausgebaut. Erst nach einem zweijährigen Flaschenlager werden die Weine ausgeliefert, es gibt nur wenige Tausend Flaschen. Würzig herbe schwarze Beerenfrucht kommt mit Salz und Garrigue-Würze, etwas Teer und Leder, auch Kirsche und sogar Zitrus- oder Grapefruit-Frische. Dazu schwarze Erde und Schwarzkirsche. Man meint Cassis zu riechen, es schwankt aber auch zur Brombeere. Der Wein passt in keine Bordeaux- oder Kalifornienschublade, er ist sehr eigenwillig und zugleich elegant und frisch. Im herben Grapefruit-Schwarzkirschen-Cassismund fast frischer als in der Nase, tolle Würze im langen, verspielten, leicht bitteren Nachhall. Maldafrica für den Wein passt, ein toller Individualist aus dem äußersten Süden Europas, von der Insel mit der historischen Afrika-Verbindung und seinen afrikanischen Wurzeln. Superb. 95/100
2019 war im Südosten Siziliens ein besonders warmes, trockenes Jahr. 40°C sind hier tagsüber nichts Außergewöhnliches, und die hohen Tagestemperaturen werden regelmäßig mit kühlen Nachttemperaturen von gerade mal 20°C ausgeglichen. Dieses Jahr tauchten erstmals die »Chiccalina« in den Weinbergen des Südostens Siziliens auf. Die kleinen Grashüpfer lieben den Saft der Rebenblätter, was dazu führt, dass diese früher braun werden und der Rebstock folglich die Fotosynthese verlangsamt. Bei Trauben aus betroffenen Weinbergen ist besonders viel Gefühl im Keller gefragt. Es muss behutsam gepresst werden, um sicherzustellen, dass keine grünen Aromen aus den Traubenschalen extrahiert werden. In diesem Jahrgang kann daher nicht generalisiert werden, denn die Qualität der Weine hängt sehr vom Können der Winzer ab. Bei vielen Weingütern erfolgte die Lese 2019 einige Wochen später, um den Trauben mehr Zeit zum Reifen zu geben. Bei Topweingütern erfolgte eine penible Selektion, dennoch waren die Alkoholwerte durch geringere Zuckerwerte niedriger als gewöhnlich und die Weine zeigen sich trotz der Wärme des Jahrgangs elegant und mit präziser Frische.