Lobenberg: Das ist ein echter Bilderbuch-Irancy. Also ein roter Chablis, was es ja nicht geben darf. Die Gemeinde Irancy liegt ungefähr 20 Minuten von Chablis entfernt. Die Böden sind sehr ähnlich hier: Lehm und Kimmeridge-Kalkmergel. Allerdings hat Irancy ein völlig anderes Mikroklima, obwohl es so nahe liegt. Ein großer Teil der Weinberge ist ein südlich ausgerichtetes Amphitheater, geschützt vor Nordwinden, direkt an der Yonne gelegen. In dieser Gemeinde gibt es sogar Kirschbäume, was es in Chablis nie gab. Die Frostgefahr ist in Chablis zu hoch, Irancy ist etwas wärmer, deshalb gedeiht der Pinot Noir auch besser. In diesen Blend gehen vier bis fünf Lieu-dits ein, unter anderem auch Les Baux Monts und Les Batardes. Es ist ein ziemlich kompletter Ausdruck von Irancy. Ein tänzelnder, vibrierender Pinot voller Energie und gleichzeitig von Leichtigkeit getrieben. Pfingstrose und Cassis im Bouquet, etwas Rooibostee, Waldbeeren, Unterholz. Die Tannine sind sehr sanft, schon im jungen Wein mürbe, wirken dennoch strukturierend. Am Gaumen ist der Pinot schlank und athletisch, hat dennoch den reifen Druck aus den Waldbeeren, aus der graphitigen Würze. Elegante Tannine, reife aber energiegeladenes Säure-Frucht-Spiel und erfrischender Ausklang. Ein Cool-Climate-Pinot und quasi so, wie man sich eben roten Chablis vorstellen würde. Kein Wunder, denn Irancy ist ja auch nur wenige Kilometer entfernt gelegen. Kühl und animierend, zugleich hedonistisch und charmant. Wunderbar saftige Textur und der pikanten Frische bei gleichzeitig total reifer Frucht. So gut, charmant und berauschend wie 2022 war Irancy noch nie! 93-94/100