Lobenberg: Der größte Teil des Maestria wächst in der Cote-Blonde Top-Lage La Landonne, ein kleiner Teil in der Côte Brune. 100 Prozent unentrappt als Ganztraube gequetscht und vergoren, nur in 600-Liter und im Stückfass ausgebaut für etwas über 2 Jahre, unfiltriert nach Eiweißschönung gefüllt. Fast schwarz, satte zerquetschte Beerenfrucht, viel Lakritze und Rappen, dann erst Brombeere, Veilchen, Gewürze. Sehr viel Veilchen in der Tat, ein totaler Côte Rotie-Ausdruck. La Landonne bringt profundere, dichtere Aromatik, hat eben richtig Druck aus dem Boden. Das ist eine elegante, aber auch eine sehr reiche Lage, sie erzielt immer mehr Alkohol als viele andere. Der Wein schiebt und schiebt, man meint erst er sei gewichen und plötzlich taucht die Nelke wieder auf, die Schwarzkirsche, die Veilchen, der Holunderstrauch, Cassis. Alles rollt nochmal durch. Salzige Lakritze, Meersalz und Holzkohle. Extrem komplex, alles überschlägt sich in dieser Intensität von 2020. Sattes Tannin mit brutaler Mineralität und Säure und Salz, dazu würzige Rappigkeit, Pfeffer, Schwarzpulver und Schmorbraten im Mund. Die 2020er sind eleganter, etwas feiner und verspielter als die sehr monolithischen, ultrakonzentrierten 2019er. Mir gefällt der Jahrgang richtig gut, weil er ebenso reif ist wie 2019, aber so charming und balanciert dabei. Der Wein hat alles, aber von nichts zu viel. Einfach groß, in sich ruhend, wie 2016. Das ist schon ziemlich genial. Natürlich ist Levet irgendwie aus der Zeit gefallen, unique und anders, aber mit 2020 haben sie wirklich einen balancierten Jahrgang gemacht, im Gegensatz zum Vollgas 2019er, der schon sehr abweisend war in seiner Art, aber sicher riesengroß wird. Maestria wird in 7 bis 10 Jahren seinen Höhepunkt erreicht haben, nicht vorher, obwohl 2020 gewissermaßen zugänglich ist, aber das sollte man nicht überschätzen. Die Weine brauchen viel, viel Zeit und Luft. 97-98/100