Les Sadons 2022

Les Sadons 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–99
100
2
Cabernet Sauvignon 82%, Merlot 16%, Petit Verdot 2%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2055
Verpackt in: 6er OHK
9
pikant & würzig
strukturiert
3
Lobenberg: 97–99/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pauillac
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Les Sadons 2022

97–99
/100

Lobenberg: 82 Prozent Cabernet Sauvignon, 16 Prozent Merlot und zwei Prozent Petit Verdot. 13,0 Volumenprozent Alkohol. 18 Monate Ausbau im Barrique, 60 Prozent Neuholz. Was für eine traumhafte, schicke Nase! So sehr Pauillac und so sehr Pichon Baron, auch etwas Lalande Comtesse. Es ist so eindeutig diese Nachbarschaft! Enorm dichte rote und schwarze Frucht, viel Druck mit Nougat, Nutella, satte Schlehe, Veilchen und Weichselkirsche. Ziemlich wild und ziemlich druckvoll. Gleichzeitig mit enormem Schliff. Tolle Frische mit Orangenzesten und pinker Grapefruit. Der Mund hat unglaublich viel Schliff – fein und verspielt. Und trotzdem ist es sehr Pauillac. Deutlich zu unterscheiden von Lynch Bages – eben sehr Baron und sehr Pichon Lalande. Es ist schon erstaunlich, dass sich dieses Terroir so deutlich abgrenzt vom Rest in Pauillac. Wunderbare Länge, fein verwoben, aber auch durchaus maskulin. Der Wein ist sicher auf dem gleichen Level der beiden Pichons und entspricht ihnen auch stilistisch sehr. Kostet natürlich erheblich weniger. Spannender Pauillac, ein archetypischer Pauillac aus allerbester Lage. 97-99/100 *** Der Weinberg besteht aus nur 0,87 Hektar Reben, die vor 20 Jahren gepflanzt wurden. 8.500 Stöcke pro Hektar, 5.000 Flaschen Gesamtproduktion. Der Besitzer ist Alain Albistur, der 35 Jahre lang bei Borie auf Grand Puy Lacoste und Ducru Beaucaillou im Keller gearbeitet und dann den Gemüsegarten und die Schafswiese seiner Eltern mit Weinreben bestockt hat. Das Kuriose daran ist, dass er nur sehr wenig Reihen hat – mal hier 18 Reihen, mal dort drei. Aber alles direkt neben Pichon Lalande und Pichon Baron. Zu 100 Prozent das Terroir der beiden Pichons, weil sie wirklich Reihe an Reihe stehen. Sie sind noch nicht mal durch eine Straße getrennt. Schon wirklich phänomenal! Der Weinberg wird möglichst biologisch nach biocontrol bearbeitet. Eine komplette Umstellung auf Bio ist aber für Alain nicht möglich, weil er sich nur an die Spielregeln der beiden Pichons halten kann, die ebenfalls biocontrol arbeiten, aber nicht zertifiziert sind. Sobald sie irgendwann umgestellt sind, geht er den Schritt natürlich automatisch mit. Der Wein wird streng nach einzelnen Reihen vinifiziert. Drei Teile gehen in kleine Betontanks, zwei in unterschiedlich großen Stahlbehältern. Die drei Mini-Reihen Petit Verdot sogar in einem kleinen Immervolltank. Es gibt keinerlei Pumpen im Weingut, während der Gärung wird nur zweimal übergepumpt, aber recht häufig eine Pigeage durchgeführt, also das Runterdrücken des Tresterhuts mit einem Holzstempel. Nach der nur acht Tage dauernden Fermentation wird die Maische manuell gepresst – sechs Leute, die per Hand die Presse bedienen. Der Ausbau geschieht zu 50 Prozent im neuen Holz. Es werden nur die allerbesten Fassmanufakturen genommen – überwiegend Taransaud oder Seguin Moreau. Der Besitzer von Les Sadons ist persönlicher Freund des gerade in Pension gegangenen Regisseurs von Pichon Baron, er kennt auch die anderen Château-Besitzer und hat dementsprechend extrem viele Kontakte. Das Ganze bleibt aber ein Hobby für ihn, eine reine Freude, dieses Terroir zu bewirtschaften. Die Betontanks hat er Anfang der 2000er sogar selbst gegossen. Alles ist Handarbeit, alles macht er selbst. Ein schöneres Rentnerdasein kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, zumal man auch noch auf bestem Terroir arbeitet.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19+
/20

Gerstl über: Les Sadons

-- Gerstl: Das Weingut mit seinen Rebanlagen (bio-kontrolliert, nur 86 Aren!) liegt genau zwischen den beiden Grand Crus Pichon Baron und Pichon Comtesse. Produktion nur 5500 Flaschen.Noble Cabernet-Nase nach Kirschen und rotbeerigen Früchten. Eleganz und Wucht zugleich, wirkt üppig und doch so leicht. Ein absolut faszinierender und einnehmender Duft, der sofort Lust auf den ersten Schluck macht. Feinste Würze im Hintergrund und zarte florale Aromen schweben umher. Ein Wein, der trinkig erscheint, aber auch eine delikate Komplexität hat, die zum Entdecken einlädt. Was für ein Schwall von Frucht und köstlicher Extraktsüsse am Gaumen mit sehr viel Druck, aber auch sehr gut ausbalanciert dank der raffinierten Säure. Superzarte Tannine geben dem Wein zusätzlich einen cremigen Fluss. Der ist wirklich superlecker und übertrifft meine Erwartungen bei weitem. Das Superterroir hinterlässt klar seine Spuren, was auch im Finale durch die würzigen, zart pfeffrigen Nuancen und den Hauch von Graphitnoten zur Geltung kommt. Ein kleines Weingut, das einen grossen Wein hingezaubert hat. (pb) 19+/20

Mein Winzer

Domaine Les Sadons

Die nur 0,87 Hektar große Domaine Les Sadons ist der direkte Nachbar von Pichon Baron. Gleiches Kies-Terroir mit etwas weißem Lehm und Kalkstein. Da ist es schwer den Kauf-Avancen des Nachbarn zu wiederstehen, das kann man nur als biologischer Überzeugungstäter und wenn man das Geld nicht braucht.

Les Sadons 2022