Lobenberg: Um eine qualitativ hochwertige Version der Freisa zu finden, muss man schon eine Weile suchen! Die alte, autochthone Rebsorte des Piemonts ist die engste Verwandte der Nebbiolo. Sie reift ebenfalls sehr spät und wird zusammen mit der Nebbiolo als letztes von Hand gelesen. Ich liebe diesen lustigen Wein von Cavallotto, er ist ähnlich duftig und elegant wie die Freisa von Brovia. Die ernsthafteste Version die ich je probiert habe kommt von Vajra, die sie wie ihre Nebbiolo 26 Monate lang im großen Holzfass ausbauen. Bei Cavallotto ist es die Hälfte der Zeit, circa 12 bis 15 Monate im 2.000 bis 3.000 Liter großen Holzfass. Der 2020er wurde im Juni 2022 auf die Flasche gefüllt. Es werden aus den 0,5 Hektar 30-jähriger Reben maximal 2.000 Flaschen pro Jahr gemacht. Und jedes Jahr muss ich mich ins Zeug legen, um eine anständige Zuteilung zu bekommen. Obwohl 2020 ein warmer Jahrgang war, bewahrt diese Freisa Frische und Spannung – ein echtes Unikat! Sie leuchtet mit einem tiefen, satten Rubinrot, dicke Tränen legen sich an die Glaswand. Eine wunderschöne Nase mit Herbstwald und reifen Kirschen, etwas Potpourri, auch ein Hauch Zedernholz und ätherische Frische – Orangenschale und feine Kräuter. Im Mund erfrischende Sauerkirsche, mit Präzision. Feine, seidige Tannine kleiden die Zunge. Das ist zugleich ein Spaßwein und auch serious business. Super! 94/100