Lobenberg: Der Wein zeigt viel Anis und Minze in der Nase. Dazu mit Stein unterlegte Früchte, frischer Tabak und weißer Pfeffer. Dahinter folgen ein bisschen Hagebutte, Cranberry, Sanddorn und Estragon. Sehr schicke, sehr eigenwillige Nase. Wie 2020 steht auch in 2021 La Hoya sehr für sich allein. Das ist eine sehr eigenwillige Interpretation von Tempranillo. Der Mund explodiert – oder sollte man besser sagen implodiert?! Eine feine Holznote, aber auch geniale Frische. Rote Johannisbeere, Schlehe und helle salzige Lakritze. Insgesamt sehr viel Salz und Kalkgestein. Seidige Tannine, die aber durchaus reichlich vorhanden sind. Schlank und spielerisch. Im Grunde eine Turboversion des Valdegines, weil er einfach noch reifer und reicher ist, trotzdem läuft er auf dieser extrem schlanken Linie. So viel Finesse! Der Wein braucht ein großes Glas, nur Schnüffeln reicht… Das ist eine Art superfrische Chambolle-Musigny-Premier-Cru-Version, die gar nicht wieder enden will im Mund. Auch ein wenig Cassis und wieder rote Johannisbeere im Nachhall, mit Schlehe, Cranberry, Gewürzen, Kalk, Salz und Kreide. Ein sehr saftiges Finessewunder voller Feinheit, eine tänzelnde Ballerina. Aber Warnung: untypischer Tempranillo – reinstes Burgund. 98-100/100 *** La Hoya ist ein Weinberg mit 3,3 Hektar Fläche in den Gemeinden Elvillar und Álava. Die Reben wurden 1965 gepflanzt und stehen in Ostexposition, also ähnlich wie der Valdegines. Ostexposition und Cool Climate sind der Schlüssel für eine spannende Tempranillo. Die Trauben werden bei Artadi grundsätzlich entrappt. Spontane Gärung, der Wein wird anschließend im Holz ausgebaut. Artadi möchte über alle Weine hinweg den Anteil an Neuholz Stück für Stück auf zehn Prozent reduzieren. Gleichzeitig steigt sukzessive der Anteil an größeren Fässern.
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.