Scheurebe Fehlfarbe 2022

Katharina Wechsler: Scheurebe Fehlfarbe 2022

BIO

Zum Winzer

92+
100
2
Scheurebe 100%
5
weiß, trocken
10,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2030
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
3
Lobenberg: 92+/100
Suckling: 92/100
Parker: 92/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Scheurebe Fehlfarbe 2022

92+
/100

Lobenberg: Der Wein stammt von Top-Trauben, 40 Jahre alte Scheurebe in der Großen Lage Kirchspiel. Also von sehr kalkigen Böden. Mit den Füßen eingemaischt und dann für drei Wochen auf den Schalen vergoren. Während er auf den Schalen liegt wird er nicht mehr bewegt. Abgepresst und im Edelstahl dann fertig gegoren. Der Wein durchläuft eine Malo. Er wird nur leicht geschwefelt vor der Abfüllung, während des Ausbaus gar nicht. Schalige Aromen, Grapefruit und Pfingstrose, man denkt ein bisschen an einen Traminer. Eine enorme Fruchtexplosion. Im Mund läuft die saftige Frucht mit gelbem Apfel und gelber Birne gegen den feinen Gerbstoffgrip, weißer Pfeffer. Die Tanninstruktur ist griffig, aber nicht zu dominant, sondern eher fein auskleidend im Nachhall. Schöne saftige Grapefruitnote im Ausklang, aber erfrischenderweise keine zu starken Bitternoten, die maischevergorene Weine oft haben können. Die Säure ist cremig und zart, gibt dem Wein eine dezent salzige Note. Trinkt sich wirklich superb und kann auch reifen. 92+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

92
/100

Suckling über: Scheurebe Fehlfarbe

-- Suckling: Smoky autumnal nose with notes of wet earth and caramelized apple and grapefruit. Serious tannin structure that some may find challenging, but we feel are well-crafted and not too much. Long, self-confidently dry finish. From organically grown scheurebe grapes that were fermented on the skins. Unfiltered. Drink now. Screw cap. 92/100

92
/100

Parker über: Scheurebe Fehlfarbe

-- Parker: The dusty golden-yellow 2022 Scheurebe Fehlfarbe Cloudy by Nature is based on the best grapes of the vintage, and it was fermented on the mash for 12 days without any movement and racked with 20 grams per liter of residual sugar in stainless steel tanks, where it aged for another six months. The nose is natural but clear and fresh, and if there was grapefruit, it was a pink one. On the palate, this is an intense and textured, quite rich but even more juicy-textured natural Scheurebe with stimulating citrus bitters and cleansing tannins on the finish. Good vibrancy and tension. 10.5% stated alcohol. Diam cork. Tasted at the domaine in June 2023. 92/100

Mein Winzer

Katharina Wechsler

Erst 2010 beschloss Katharina Wechsler ihre Karriere in der Berliner Medienwelt aufzugeben. Zurück zur Scholle auf den elterlichen Hof, in die Heimat Westhofen. Und alles selbst machen, malochen sieben Tage die Woche, nur der Vater hilft mit.

Scheurebe Fehlfarbe 2022