Chardonnay Mineral

Karsten Peter: Chardonnay Mineral "R" 2021

Zum Winzer

97–98+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 6er
3
Lobenberg: 97–98+/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Mineral "R" 2021

97–98+
/100

Lobenberg: Der »R« ist eine Fassselektion, das beste Fass aus dem Chardonnay Mineral. Aber bewusst hat Karsten hier nur dieses eine Fass rausgenommen, um die Qualität des regulären Minerals nicht zu schwächen. Der Chardonnay wird komplett im Barrique vergoren und ausgebaut. Ein zweijähriges Barrique, damit hier die Holznote eben nicht überwiegt, sondern die feine Frucht noch Raum hat durchzuscheinen. Die Reben stehen in einer kühlen Lage in Leistadt am Waldrand, eine sehr wilde Terrassenlage mit vielen Bäumen und guter Winddurchflutung. Das ist schon in der Nase ziemlich beeindruckend und nochmal die Plus-Version, die druckvollere und noch tiefere Variante des Mineral. Reife, gelbe und grüne Zitrusfrucht prasselt auf die Zunge. Dazu diese fein-schwebende, ätherische Kräuteruntermalung. Karg und salzig packt der Mineral R mit reifem Tanninbiss zu, drückt mit so unglaublich klarer, scharfer Mineralität. Vibrierend und unfassbar lang. Karsten hat dieses Fass nicht ohne Grund rausgenommen. Es ist einfach definierter, klarer, dichter auf dieser reduktiven Spannung mit Rauchunterlage laufend. Diese waldigen Hochlagen von Leistadt erbringen schon ganz besondere Weine, leider wurde das Potenzial lange Zeit nicht wirklich ausgeschöpft. Deshalb setze ich sehr viel auf die Arbeit von Karsten Peter hier, der schon in den ersten Jahren zeigt wo die Reise hingehen. Dichtpflanzung, top Genetik, gutes Rebalter, maximaler Fokus und Präzision im Ausbau und dann geht im Glas die Post ab, wie man hier schmecken kann. Das braucht jetzt sicher noch Zeit, aber wird richtig aufdrehen mit Reife. Das hat durchaus die Dichte, Textur und Kühle eines definierten Saint-Aubin und reiht sich jetzt in die erste Reihe deutscher Chardonnays ein. Stark! 97-98+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Karsten Peter

Karsten Peter ist ein Wandler zwischen den Welten, sein steter Begleiter ist dabei der Riesling – aber eben nicht nur! Als Mastermind hinter den Weinen von Gut Hermannsberg hat er den Kultbetrieb wieder zu alter Größe geführt, nun startet er zusätzlich auf seinem Familienweingut in der Pfalz durch.

Chardonnay Mineral