Lobenberg: Die Ried Heiligenstein in Zöbing bei Langenlois gilt als eine der absoluten Spitzenlagen für Riesling – nicht nur im Kamptal, sondern in ganz Österreich und mittlerweile auch international. Damit steht diese Lage in erster Reihe mit anderen bekannten Rieden wie Kellerberg, Schütt oder Brandstatt. Was den Heiligenstein jedoch von all diesen anderen Grands Crus unterscheidet, ist der spezielle Boden, das sogenannte »Zöbinger Permstein«. Eine sehr seltene, geologische Formation aus rötlichem, verwitterten Wüstensandstein mit über 270 Millionen Jahre alten, vulkanischen Elementen aus der Perm-Zeit. Der Heiligenstein »Alte Reben« bildet, wie auch bei Bründlmayer und Gobelsburg, die Spitze des Rieslingsportfolios bei Jurtschitsch. Dafür werden nur die Trauben von den ältesten, im Schnitt über 60 Jahre alten Reben. Sehr streng per Hand von den einzelnen Terrassen ausgelesen. Die alten Reben geben zwar nur sehr geringe Erträge, dafür sind die Trauben konzentrierter in ihrer Aromatik und ergeben noch einmal einen deutlich tiefgründigeren, mineralischeren Wein als den Heiligenstein von jüngeren Reben. Nach der Lese folgt im Keller eine mehrstündige Mazeration auf der Maische, um die wertvollen Aromen und die ganz dezenten, aber strukturgebenden Gerbstoffe aus den Schalen zu lösen. Dann spontan vergoren und ausgebaut im 1000-Liter Fuderfass aus lokaler Eiche. Der Heiligenstein von alten Reben deutet zunächst nur in Nuancen an, was hier für eine Kraft hintersteckt. Tiefe, steinige Mineralität umspielt von ganz zarten, zitrischen Noten. Salzzitrone im feinen Hefeschleier, Apfelblüte, Quitte, Mirabelle, aber alles engmaschig verwoben mit der kargen, aber nicht ultrapuristischen, sondern eher warmen Steinigkeit. Butterblume, Zitronengras, sogar eine leichte Ingwerschärfe im Hintergrund. Das ist das Gegenteil von einem lauten Wein, hier ist alles in perfekter Balance! Dieser Wein strahlt innere Ruhe aus, eine unfassbare Gelassenheit. Im Mund ändert sich das dann schlagartig – wow, dieses zupackende und puristische hätte ich gar nicht erwartet! Enorme Spannung, kaum Frucht, zunächst nur reine, salzige Mineralität. Sehr hell in dieser irren Steinigkeit. Dann kommen langsam reife Zitrone und Pfirsich dazu. Baut richtig Druck am Gaumen auf und fegt ganz straight über die Zunge. Geniale Länge mit feinem Salz im Nachhall. Wer Jurtschitschs »normalen« Heiligenstein kennt und mag, stelle sich den mit etwas mehr PS unter der Haube vor. Brillant, präzise und fesselnd – einer der großen Rieslinge Österreichs. 96-97+/100