Lobenberg: Ein kühleres Jahr wie 2021 lässt die wärmere Sonnenuhr natürlich besonders glänzen in ihrer vollen Südexposition. Dann zeigt sie ihre ganze Erhabenheit und Präsenz. Wie immer ist die Sonnenuhr dichter, cremiger und reifer schon im Duft als das filigrane Wunderwerk Himmelreich. 2023 – dieses Weltklasse-Jahr für die süße Mosel, expressiv, feinfruchtig ohne Ende und doch so verspielt, tänzelnd und elegant. Das Ganze mit einer aromatischen Power, die mich an 2015 erinnert. Die Nase der 2023er Sonnenuhr ist ruhiger und gesetzter als die des wilden Himmelreich, wir haben feuchtes Gestein, weißen Pfeffer und grüne Mandarine. Das Ganze ist sehr kompakt, konzentriert, wahnsinnig dicht und voller Spannung. Alles spannt, schon der Duft strahlt einen Durchzug aus. Kühl und minzig zieht es die Nase hinauf. Das ist wie Gletscherwasser trinken. Auch im Mund setzt sich die tonische Frische fort, elektrisierende Salzigkeit, aber sooo fein und filigran dabei. Ruhiger und in sich versammelter als der expressive Kracher aus Graach. Nein, Wehlen ist die große Erhabenheit, die Ruhe, der superbe Feinschliff. Das ist Riesling Kabinett nahe der Perfektion. Der Wein zieht eine sublime Salzspur über die Zunge, ganz fein, filigran. Und doch hat die Sonnenuhr genug Stoff und eine solch grandiose Balance, dass er Jahrzehnte reifen kann, aber schmeckt jung so verführerisch, so köstlich, dass es großer Selbstdisziplin bedarf nicht über die raren Bestände herzufallen. Kabinett aus Wehlen geht nur noch anders aber nicht mehr besser. Hedonisten vereint euch, aber lasst mir auch was übrig.