Lobenberg: Die Rieslinge aus der Wehlener Sonnenuhr sind in der Jugend immer etwas schüchterner als jene vom Graacher Himmelreich. Sie gehen immer mehr in Richtung Eleganz. Eine steile Süd-Südwesthanglage mit Schieferverwitterungsboden. Sie erweist sich als exzellenter Langstreckenläufer und zählt mit Sicherheit zu den Top 5 der legendärsten Weinlagen Deutschlands. 2023 – dieses Weltklasse-Jahr für die süße Mosel, expressiv, feinfruchtig ohne Ende und doch so verspielt, tänzelnd und elegant. Das Ganze mit einer aromatischen Power, die mich an 2015 erinnert, aber noch feiner und filigraner wirkt. Total botrytisfrei gelesen, glockenklar und puristisch. Der Duft ist trotz seiner kühl-steinigen Verschlossenheit bereits in Ansätzen eine Orgie der Feinheit. Warme Zitrusfrucht mit Grapefruit und Reneclauden, auch etwas Lavendel und Orangenblüte, Kumquat. Ich habe keine Ahnung wie Prüm diese berauschende Kühle in einen so heißen Jahrgang gebracht hat, früh gelesen ist es nicht. Der Mund ist hochfein, berauschend schön in seiner dichten, engmaschigen Aromatik, die sich wie Samt über den Gaumen legt. Alle Aromen aus der Nase rollen nochmal durch, feiner Salzteppich darunter, sooo zart und verspielt. Keine Wucht, sondern schwerelose Power ohne Ende. Ein Komplex von einer Auslese. So facettenreich und vielschichtig, dass man im aktuellen Stadium ihre Größe nur erahnen kann. Das ist Süßwein deep end, da kann man sich drin verlieren, aber der Wein braucht 15 Jahre oder länger, um langsam in seine Hochform zu kommen, dabei schmeckt er schon direkt nach der Abfüllung so köstlich gut. Prüm hat Granaten!