J. J. Prüm: Riesling Graacher Himmelreich Spätlese 2023

J. J. Prüm: Riesling Graacher Himmelreich Spätlese 2023

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
8,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2068
exotisch & aromatisch
voll & rund
leicht süss
Lobenberg: 95–97/100
Suckling: 96/100
Galloni: 95/100
Parker: 95/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Graacher Himmelreich Spätlese 2023

95–97
/100

Lobenberg: Ich bin normalerweise nicht der Riesenfan von Spätlesen, eher von Kabinetten und dann gleich Auslesen. Aber bei Prüm im Weingut gibt es eine besondere Liebe für die Spätlese. Sie sind einfach unglaublich fein und schlank, rassig, kühl und ziseliert. So wie Spätlese sein sollte, dass es ein grandioser Speisebegleiter ist und nahezu unendliche Foodpairing-Möglichkeiten eröffnet. Sehr expressiv wie das Kabinett auch, viel offener als die Sonnenuhr, was ungewöhnlich ist, aber Graach ist so expressiv und aromatisch in 2023. Grünblättrig-kühl, saftig und sehr, sehr steinig dabei, leicht ins Rauchige gehend. Keinerlei Opulenz, keine Exotik oder drückende Süße. Nur Spannung, nur geradeaus, der Wein kennt nur eine Richtung. Ein superb balanciertes Elixier, das in diesem fantastischen Jahr einen Kabinett-Trinkfluss hat. Der Mund ist würzig-pikant, unfassbar salzig, Stein, Stein, Stein, dann kommt wieder etwas helle Frucht darunter, Pfirsich und Pfefferminze. Die Struktur ist zupackend, fest, von feinen Salzadern marmoriert. Das ist gewissermaßen eine ganz klassische Moselspätlese, ein Modellathlet. Der Wein wird ewig halten, schmeckt aber schon in seiner Jugend so verdammt gut, dass man sich zurückhalten muss, nicht alles sofort auszutrinken. Das ist die Top-Liga der Mosel, wie Egon, bloß von der Mittelmosel.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

96
/100

Suckling über: Riesling Graacher Himmelreich Spätlese

-- Suckling: This great Spatlese from the Graacher Himmelreich has everything we hope for from this famous site: excellent concentration and delicacy on the barely medium-bodied palate, terrific slatey character and a broad spectrum of aromas that range from white flowers and peaches to blackcurrants. Super-stony and precise finish. All of this has a wonderful spring-like freshness that makes it irresistible. Drink or hold.

95
/100

Galloni über: Riesling Graacher Himmelreich Spätlese

-- Galloni: The 2023 Riesling Graacher Himmelreich Spätlese offers a yeasty aroma with a hint of flint and a slight touch of mint. The palate showcases pure Mirabelle and gentle sweetness, with exquisite delineation and a supple sweetness highlighted by an exquisitely pure lemon tone.

95
/100

Parker über: Riesling Graacher Himmelreich Spätlese

-- Parker: The 2023 Graacher Himmelreich Spätlese is very intense and open on the complex and saline nose that is reminiscent of crushed slate rocks as well as ripe and intense, dense citrus fruit intermingled with lemon aromas. Round and refined on the palate, this is a lively and savory Riesling with a firm, mineral structure and floral flavors on the complex and youthful finish. This is a Spätlese to be aged for at least 5+ years. 8% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine from AP 07 24 in January 2025.

Mein Winzer

J. J. Prüm

Das Weingut J. J. Prüm entstand 1911 nach der Erbteilung des Stammgutes auf die sieben Kinder des letzten Inhabers, Mathias Prüm. Heute werden die legendären Weine von Dr. Manfred Prüm und seiner Familie erzeugt.