Lobenberg: Der Seashell Chardonnay kommt aus einer ganz besonderen Lage. 100 Prozent »dry-farmed«, also ohne jegliche Bewässerung und das auch noch auf sandigen Böden. Wie der Name schon sagt ist der Sand mit fossilen Muscheln durchzogen. Der westliche Teil der Lage fällt vom Milliken Peak in eine steile Klippe ab, dadurch stehen die Reben während der wärmsten Sommermonate nachmittags im Schatten. Der gesamte Weinberg wurde aus sage und schreibe zwei (!) perfekten Rebstöcken gezogen, also eine »Selection Massale«. Diese zeitintensive Arbeit hat sich unglaublich gelohnt. Das Weingut arbeitet mit minimalem Schwefelzusatz, stattdessen wird die Hefe im ersten Jahr einmal pro Woche aufgerührt. Dieser Prozess schützt den Wein nicht nur auf natürliche Art und Weise vor Oxidation, er führt zugleich auch zur cremigen Haptik im Mund. Insgesamt wird der Chardonnay 20 bis 22 Monate ausgebaut, das ist wesentlich länger als bei den meisten Nachbarn in der Region, denn Hudson Weine brauchen generell etwas länger. Selbst die Malo, die Äpfelsäure in mildere Milchsäure umwandelt, dauert hier in der Regel einige Monate. Der Ausbau erfolgt zum Teil in Barriques, davon sind 70 bis 80 Prozent neu und sehr leicht getoastet. Es werden ausschließlich französische Fässer von Damy und François Frères verwendet und das verwendete Holz wird extra lange und mindestens drei Jahre lang gelagert, bevor Fässer daraus gemacht werden. Der Wein steht in einem zarten, leicht wolkigen Zitronengelb im Glas. In der Nase haben wir eine feine Reduktion, die sich in frisch entfachtem Streichholz, etwas Rauch und einer intensiven, graphit-artigen Mineralität darstellt. Dieser Chardonnay ist unendlich finessenreich, verspielt und tänzelnd. Wow, DAS ist das moderne Kalifornien – ich denke unweigerlich an den Chassagne-Montrachet 1er Cru Caillerets von Marc Morey, nur mit NOCH mehr Finesse, Balance und zugleich auch Fruchtintensität! Zitrusfrucht, gelbfleischige Pfirsich-Aromen und gelbe, saftige Äpfel mit Muskatnuss, warmer Würze und etwas Zedernholz. Der erste Schluck hinterlässt eine Wahnsinns Energie im Mund. WOW! Hier haben wir den Inbegriff der Spannung, Salzigkeit und Präzision im Glas. Die intensive Mineralik ist der Wahnsinn. Die perfekte Balance aus Würze vom Holzausbau, feiner Haptik und Frucht, hinten raus dezent bittere, salzig tänzelnde Kräuteraromen. Gibt es einen perfekten Chardonnay? Aus Kalifornien?? Dieser Wein ist gar nicht so leicht in Worte zu fassen – er ist momentan noch ultra jung und zeigt daher nicht all seiner Aromenfülle, aber diese Energie ist einfach unbeschreiblich genial, so intensiv und animierend. Ich bin total geflasht von diesem Wein. Absolut unique und dabei ein intensives, total vergnügliches Genusserlebnis! Es werden je nach Jahrgang zwischen 2.400 und 5.000 Flaschen gemacht. Also leider – wie so oft bei genialen Weinen – ziemlich seltener Stoff.