Holger Koch: Chardonnay Herrenstück 2024

Holger Koch: Chardonnay Herrenstück 2024

Zum Winzer

94+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2035
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 94+/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Herrenstück 2024

94+
/100

Lobenberg: Der Hang vom Herrenstück ist die Ortslage, direkt vor dem Weingut von Holger Koch. Drei reservierte Paarzellen sind für den Herrenstück. Sehr steiler Hang in einem engen Tal. Alles ist sehr gut belüftet. Gleichzeitig haben wir einen Südhang, das heißt es besteht das Spiel zwischen der Kühle sowie der Sonneneinstrahlung durch die Exposition. Kühlere Nächte, heiße Tage. Eine dünne Lössauflage von unter 5 Metern komplett auf Vulkangestein. Die alten Reben erreichen dieses Vulkangestein, was sich in der Mineralik ausdrückt. Hier sind bis zu 20 Prozent Maischevergärung mit drin, um mehr Struktur zu bekommen. Durch den Schalenkontakt bekommen die Weine eine tolle Struktur, die die Spezialität von Holger Koch ist. Dazu der Ausbau im größeren Holz, überwiegend 1200 Liter Stockinger und ein paar 500 Liter Fässer. Die Parzelle aus dem der Chardonnay Herrenstück gewonnen wird heißt Amerika. Aus der Historie heraus, weil der Weinberg so weit weg ist und man so lange laufen musste, um ihn zu erreichen. Man sagte: »Wir laufen nach Amerika.« Und die Parzelle davor heißt Ozean. Also man muss durch den Ozean laufen, um nach Amerika zu kommen. Die Altvorderen hatten schon den Schalk im Nacken. Der Weinberg liegt in der Ihringer Gemarkung. Ein tendenziell immer spätreifender Weinberg. Das liegt daran, dass die Sonne erst am sehr späten Vormittag den Weinberg erreicht. Das ist in warmen Jahren ein riesiger Vorteil. Kann aber in feuchten/kühlen Jahren auch ein Nachteil sein. Durch die große Kühle wird er als letztes gelesen. Diese Lage Amerika mit der größeren Frische sieht Holger Koch eigentlich als die Zukunft an, denn die ganz heißen Lagen wie Schlossberg werden von Jahr zu Jahr mehr Hitzeprobleme bekommen. Feine Frucht mit hoher Intensität, schlanke grüne Birne, Mirabelle, Limettenzeste, Kreidestaub. Insgesamt sehr stimmig ohne viel Frucht im Vordergrund, eher elegant und fein auf Hefe und Stein laufend. Das Holz ist sehr dezent, denn es ist großes Holz. Auch am Gaumen reduzierte, helle und kristalline Frucht mit feinem Hefepolster, Apfelblüte, saftiger grüner Apfel. Druckvoll und mit sehr guter Länge. Schöne Frische aus saftiger Zitrone mit dezent ätherischer Melisse im Nachhall. Im Mund sehr konzentriert und nobel, fein, sehr harmonisch. Ein großartiger Wein.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Chardonnay Herrenstück 2024