Lobenberg: Dies ist eine kleine Parzelle in der Großen Lage Bürgergarten, das historische Filetstück, es gibt nur wenige tausend Flaschen jedes Jahr. Theoretisch wäre mehr GG auf der Fläche des Bürgergartens für Müller Catoir möglich, aber sie beschränken sich hier freiwillig selbst und keltern nur aus der Parzelle „Breumel“ ein GG, um die Qualität wirklich maximal halten zu können, der Rest geht in die Erste Lage ein. Gelber Buntsandstein, sehr karg, die Weine neigen zu gelbwürziger Frucht, Pfirsich und Aprikose, aber sie sind in der Jugend sehr verschlossen, brauchen immer die längste Zeit von allen Weinen bei MC. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Der Wein wurde komplett spontanvergoren und lange auf der Hefe belassen, vorher Ganztraubenpressung. Schwefel wird erst lange nach der Gärung zum ersten Mal eingesetzt. Kellermeister Franzen möchte gern etwas oxidativer ausbauen, deshalb die späte Schwefelung, aber nach Möglichkeit dennoch den biologischen Säureabbau nicht stattfinden lassen. Der Wein wird zu einem Drittel im 500 Liter Holzfass und zu zwei Dritteln im Stahl ausgebaut. Der Wein wird komplett durchgegoren, 2019 kommt mit 12,5 Volumenprozent. Die Nase zeigt mehr Frische als 2018. Sie springt einem förmlich aus dem Glas entgegen. Intensiver gelber und weißer Pfirsich. Aprikose, gelbe Melone, auch ein bisschen Maracuja. Aber trotzdem komplett botrytisfrei, völlig clean. Am Ende der Nase Mango, etwas Pimentpfeffer, Chilischärfe, Zitronengras und kandierte Limetten. Das ist eine wirklich schicke Nase. Wow, dieser Mundeintritt! Ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass Müller Catoir seine große Leistung aus 2018 nochmal so wiederholen kann. Aber yes, he can! Ein wunderbar großer Oszillograph von der aus kalten Nächten resultierenden Frische bis hin zu hoher Reife. Das Ganze aber schlank gehalten, nicht fett, nicht üppig. Der Wein ist deutlich schlanker als 2018 und hat diese wahnsinnig singende Frische, diese Vibration, das Kristallklare. Aber final auf gelber Frucht laufend. Ein bisschen unruhig in der hinteren Mitte und ein Hauch grün, vielleicht absichtlich recht früh gelesen. Trotzdem ein großer Wein. 98-100/100