Lobenberg: Gras im Ofen ist eine spezielle Lage im Ihringer Winklerberg. Eine Süd-, Südwestexposition, sie liegt allerdings um den Berg herum und hat von daher deutlich mehr Schatten. Und oben drüber steht der Wald. Das heißt, die kühle Luft sackt herunter und macht die Lage zur kühlsten am Ihringer Winklerberg. Die Lage besteht aus Vulkanböden mit Kalkeinschlüssen. Die Reben wurden alle 1984 gepflanzt. Der Bruder von Christophe Tyrell von Eitelsbach, Marcell Tyrell, hat die Weine bei Heger gepflanzt. Ausbau in neuen und gebrauchten Barriques und einem etwas größeren Holz. Gras im Ofen hat von der Lage das Zeug einen sehr eleganten, feinen Grauburgunder fernab jeder Bäuerlichkeit entstehen zu lassen, weil er ein bisschen burgundisch wirkt, ein bisschen Chassagne-Montrachet schwingt mit in dieser hellen Frucht. Gar nichts drückend-gelbes, sondern ein reduziertes Bouquet, weißer Pfirsich, grüne Birne, schön duftig, Ingwer und weißer Pfeffer. Nuancen von Melone, aber nichts Grobes, nichts Süßes. Auch der Mund ist elegant und fein, feinsaftig mit schöner Salzigkeit und für einen Grauburgunder einfach eine unglaubliche Feinheit ausstrahlend. Geschliffene Frucht, Quittenschale, Grapefruit mit leicht herb-salzigen Nuancen auf der Zunge und viel Gripp am Gaumen. Die leichte Phenolik passt sich sehr schön ins Gesamtbild ein. Das kann man leicht für einen Chardonnay halten mit diesem extremen Mineralausdruck. Die feine Säurespur hält den Wein im Fokus, auch im Ausklang nicht breit werdend, sondern nur aromatisch und lang. Beim Grauburgunder ist das schon ganz weit vorne, auch wenn man ihn eben noch immer hinter Chardonnay und Weißburgunder einsortieren muss. 95-97/100
Mit dem Jahrgang 2020 hat Tochter Rebecca Heger das Zepter im Keller von Dr. Heger übernommen, natürlich ist Vater Joachim weiterhin an ihrer Seite. Man spürt in diesem Jahrgang doch den zarteren Einfluss von Rebecca, ihr Sinn für Finesse und Transparenz hat sich wunderbar klar auf die Weine dieses Blockbuster-Jahrgangs übertragen. Je mehr 2020er aus Deutschland ich in letzter Zeit probiere, desto mehr bin ich überzeugt von diesem großen Jahr für Spätburgunder, zumindest was die Topbetriebe anbelangt. Und mit den Weltklasse 2020ern zählt Dr. Heger da ganz klar hinzu. So reich und intensiv, mit einer Duftwolke, die fast an ultrafeine Grenache denken lässt, im allerbesten Sinne wohlgemerkt: dicht bepackt mit dunkelroter Frucht, elegant, duftig und bei aller Intensität magisch schwerelos wirkend. Die waldbeerige Süße ist betörend, die Transparenz und der Holzeinsatz so feinfühlig wie selten zuvor. Seit ich die Weine vor einem Jahr probiert habe, sind sie mir immer wieder im Kopf herumgeschwirrt - wow, ist Heger gut gewesen in diesem Jahrgang! Ab dem Spätsommer 2023 sind die Weine endlich verfügbar – und ich kann nur jedem Hedonisten empfehlen sich reichlich zu bedienen, besser geht badischer Spätburgunder kaum noch. Ein superber Einstand von Rebecca Heger... die Zukunft kann kommen!