Lobenberg: Die Parzelle von Eugenie im Grands Echezeaux ist nicht angrenzend an den Echezeaux, der nach Norden zeigend am oberen rechten Rand des Clos de Vougeot liegt. Die Parzelle befindet sich am linken Rand, leicht oberhalb des Clos de Vougeot, in einer südlicheren Exposition. Auch hier werden nach einer vier- bis fünftägigen Kaltmazeration zu 70% Ganztrauben in Holzfudern spontanvergoren. Der Ausbau zu 80 Prozent in neuen Barriques. Wir haben im Grands Echezeaux einen deutlich höheren Kalksteinanteil als im Echezeaux, er ist auch etwas höher gelegen, windiger, das Terroir ist insgesamt feiner. Dementsprechend sind wir hier wieder mehr bei klassischem Vosne Romanée Charakter. Die Nase ist entsprechend kühl und reduziert, läuft überwiegend auf Cassis und Lorbeer, auch Earl Grey und feine Teernoten. Dunkel in der Würze, aber deutlich heller, klassischer in der Frucht als die beiden Vorjahre. Wir haben mehr rote Kirsche, auch Schattenmorelle, keine Üppigkeit, nein im Gegenteil eine Herbheit und Klassik, die mir sehr gut gefällt. Ein bisschen China Five Spice über dunkler Kirsche, roter Pflaume und Earl Grey mit wunderbarer Süße aus dem hochkonzentrierten Extrakt. Die Balance ist famos, alles ist so nahtlos verwoben, dass es wie aus einem Guss wirkt. Die phenolische Reife ist makellos, fast an kalifornische Verhältnisse erinnernd in dieser samtigen Finesse trotz enorm hohen Rappenanteilen von über 70%. Alles spielt in dunkelroter Frucht, der Wein steckt voller Energie aus seinem konzentrierten Kern, zugleich weist er eine geniale Symmetrie und Finesse auf. Was für ein energiegeladener Charmebolzen mit atemberaubender Präzision und vertikaler Frische, die ihm jede Schwere nimmt. Betörende, fast überwältigende Fruchtdichte in der Mitte und dennoch so präzise und frisch. Atemberaubend. 97-98+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.