Lobenberg: Die Grabenwerkstatt ist ein winziges Boutique-Weingut am Ende des Spitzer Grabens, des kühlsten, waldigsten Terroirs der Wachau. 2014 vom Pfälzer Michael Linke (Stationen bei Von Winning, Pyramid Valley Australien und Bürklin Wolf) und Franz Hofbauer (Stationen bei Felton Road und Pyramid Valley in Neuseeland, sowie Hirtzberger) gegründet. Bei Pyramid Valley haben sich die beiden getroffen, beide haben die gleiche Vorstellung von Terroirwein und von der Arbeit im Weinberg, die man braucht, um dorthin zu kommen. Die Selbstverwirklichung in Franz Hofbauers Heimat Wachau war also der nächste logische Schritt. Die beiden Jungwinzer wissen also wie der Hase läuft, entsprechend ist das Weingut direkt durch die Decke gegangen in Österreich. Jeder Winzer hat während unserer Reise gestaunt: Bekommt ihr da überhaupt Wein?! Die sind doch immer sofort ausverkauft. Wenn man ein paar Jahre nach Gründung schon Weingut des Jahres beim Gault Millau Austria wird kein Wunder! An diese Lage zu kommen war am schwersten als Newcomer im Spitzer Graben. Die berühmteste und beste Lage hier, eigentlich gibt niemand etwas ab, der hier Besitz hat. 2018 konnten Michael und Franz von einem Wiener Rechtsanwalt, dem hier eine Parzelle gehört, zunächst die Trauben abkaufen und ein Jahr später dann ganz übernehmen nachdem sie den Fuß in der Tür hatten. Feinsandiger Schieferboden, im Gegensatz zu den ansonsten Gneiss-geprägten Lagen im Graben. Hier sind nur die Stars des Spitzer Grabens unterwegs Veyder-Malberg, Domäne Wachau, Martin Muthentaler. Die Nase ist strahlend, duftig, wunderbar verspielt, süße Zitrusfrucht, Grapefruit, Orangenblüte, so ein zarter, schieferwürziger Duft. Und der Mund? Eine Mineralexplosion! So viel Salz, kreidige Gerbstoffe, zitrischer Zug, nicht ganz so dramatisch zupackend wie 2021, die Zitrusfrucht ist reifer, mehr Orange und reife, süße Zitrone. 2022 vereint hier die Balance und das »geschliffene« von 2020 mit der kühlen Präzision aus 2021. Ein großer, sehr finessereicher Wein. 96-97+/100