Lobenberg: Thierry Faravel hat nur winzige 9 Hektar Rebland in den höchsten Lagen von Gigondas. 75 Prozent Grenache und 25 Prozent Syrah. 45 Jahre alte Weinberge des Grenaches, die Syrah sind 30 bis 35 Jahre alt. Die ca. 1 Monat dauernde Fermentation geschieht in Zement, 60 % wird danach im gebrauchten Fuderfässern ausgebaut, 40 Prozent verbleiben in Zement. Die Malo erfolgt zuvor in kleinen Fässern. Nach einem Jahr Ausbau werden die Gebinde verschnitten zur Abfüllung. Das Besondere bei Thierry Faravel ist die späte Lese in voller Reife des auf 350 m Höhe reifenden Weins. Vergoren wird, sofern der Jahrgang die nötige Reife hat, überwiegend inklusive der Rappen (Vendange entière), das macht von den Top-Erzeugern nur La Bouissiere. Das gibt zusätzlich nochmal Frische. Das Erstaunliche an diesem Gigondas ist, dass er von den drei Superstars der am höchsten gelegene ist und man daher den feinsten, schlankesten Wein erwartet, aber häufig das Gegenteil der Fall ist. Der ganze Charme von 2020 kommt in der Nase auf, viel blaue und schwarze Frucht, Blaubeere, Schlehe, dunkle Schokolade, roter Weinbergpfirsich, Kalkstaub und Schlehe bringen die Eleganz. Dabei tolle Frische zeigend, mehr als 2019 ist der Wein auf der trinkigen Saftigkeit, wollüstig reife Tannine, die den Mund auskleiden und die Zunge im kreidigen Griff halten. Der Mund läuft auf Kirsche und Brombeere, nicht in üppig süßer Form, eher schlank daherkommend. Die Kühle vom Kalkstein schlägt durch, etwas Cassis, sehr rassiger rot- und schwarzfruchtiger Mund. Weißer und roter Pfeffer, Thymian. Extrem unterscheidbar von der Stilistik Yves Gras', der ganz klar der feinste Erzeuger von allen ist. Thierry ist mehr der etwas rustikalere Charme Südfrankreichs und nicht ganz so burgundisch, aber trotzdem unendlich fein und schick in 2020. Der Wein macht unglaublichen Spaß in seiner mediterranen Vollmundigkeit. 94+/100