Georg Breuer: Riesling Lorcher Pfaffenwies 2023

Georg Breuer: Riesling Lorcher Pfaffenwies 2023

Weinclub

Limitiert

Zum Winzer

97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97/100
Falstaff: 94+/100
Galloni: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Lorcher Pfaffenwies 2023

97
/100

Lobenberg: Hier stehen die zweitältesten Reben von Breuer, gepflanzt in den 1960er Jahren. Vergärung und Ausbau im großen alten Holzfass, immer unberührt auf der Vollhefe bis zur Füllung. Sehr simpel, ein minimalistischer Ansatz. Der Wein ist gewissermaßen ein Zufallsprodukt, denn Theresa hat als sie 2019 die Lagen des Weingutes Altenkirch aus Lorch übernahm, nicht vorgehabt direkt einen Einzellagen-Wein zu füllen, aber dennoch hatten sich direkt im ersten Jahr die Trauben als würdiges Material gezeigt. Deshalb also seit 2019 einer neuer Lagenwein. In 2019 und 2020 war noch ein größeres Spektrum der Lage abgebildet, seit 2021 ist es wieder nur aus dem uralten Kernstück der Lange, recht weit unten am Fluss und an der Bahnlinie auf sehr kargem Schieferboden. Pfaffenwies zieht sich wie der Schlossberg vom Ufer unten bis an den Waldrand hoch, die Lage hat also in sich enorme Vielschichtigkeit der Böden und Kleinklimata, was Komplexität und Spiel in die Weine bringt. Im unteren Bereich dominiert der reinere Schiefer, weiter oben drückt sich immer mehr Quarzit in den Boden. 2023 ist für den Rheingau ein super Jahrgang gewesen, zumindest dort, wo sehr penibel gearbeitet wird und die Böden eine gute Versorgung haben. Der Pfaffenwies hat eine wundervolle, straffe, präzise Frucht, die an Limettenzeste, milde Amalfizitrone, Hefegebäck und etwas Litschi erinnert. Für den Breuer’schen Stil ist 2023 fast schon laut, expressiv, auch wenn viel Feuerstein darüber liegt. Die feine Agrumenfrucht zieht sich in den Mund, der Pfaffenwies ist immer ein zarter, verspielter, blumiger Riesling, hat in diesem Jahr aber schon ziemlich viel Druck. 2023 ist einfach schick, saftig, zugänglich, alles passt. So schön wie 2012, nur etwas krachender. Lorch ist eines der spannendsten Terroirs am Rhein, so ein bisschen Wild West abseits vom Mainstream.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94+
/100

Falstaff über: Riesling Lorcher Pfaffenwies

-- Falstaff: Im Duft florale Noten, Orangenblüte, auch Pfirsich. Hefe. Am Gaumen zeigt sich der Wein trocken und stoffig, auch salzig, und sehr intensiv taktil-mineralisch geprägt. Das ist ganz unaufgeregt, in sich ruhend und hat Substanz für zehn Jahre der Reife.

94
/100

Galloni über: Riesling Lorcher Pfaffenwies

-- Galloni: The 2023 Riesling Lorcher Pfaffenwies comes six parcels on a southwest-facing site, from 60-plus-year-old vines. Gently spiced fern and grapefruit play around ripe lemon on the nose, while some oaky creaminess appears with air. The palate, homes in on bright, ripe lemon juiciness that fills the palate with vivid, fluid brightness. This is totally animating, juicy and wonderfully tense. (Bone-dry)

Mein Winzer

Georg Breuer

Bernhard Breuer zählte zu den ganz großen Vordenkern des Deutschen Weinbaus. Das eigentliche Ausmaß seines Wirkens zeigt sich erst eine Generation später. Breuer war einer, der für Deutschlands Weine lebte und deren Potenzial frühzeitig erkannte.

Riesling Lorcher Pfaffenwies 2023