Lobenberg: In der Nase finden wir eine bunte Melange aus frischen roten Waldbeeren, wilde Himbeere, Johannisbeere, süße Brombeere, etwas Hagebutte. Hinzu kommen eine feine Nelkenwürze und florale Verspieltheit. Die Frucht wird im Mund geradezu von Frische getragen, eine rassige, ausgeprägte Säurestruktur spannt einen schönen Bogen zu Johannisbeere, Blutorange und roten Waldbeeren, tänzerisch wie ein Pinot Noir von der Mosel mit ähnlichem Körperbau und ähnlicher Säure-getragener Leichtigkeit des Seins. Dennoch baut der FL einen bemerkenswerten Druck am Gaumen auf, zeigt eine klare Kante mit einem leicht herben Tanningriff im Abgang, mit viel innerer Spannkraft und rotbeeriger Frische. Ausdrucksstark, markant und etwas ungezähmt – so ist das neue Sizilien. 95+/100
2019 war im Südosten Siziliens ein besonders warmes, trockenes Jahr. 40°C sind hier tagsüber nichts Außergewöhnliches, und die hohen Tagestemperaturen werden regelmäßig mit kühlen Nachttemperaturen von gerade mal 20°C ausgeglichen. Dieses Jahr tauchten erstmals die »Chiccalina« in den Weinbergen des Südostens Siziliens auf. Die kleinen Grashüpfer lieben den Saft der Rebenblätter, was dazu führt, dass diese früher braun werden und der Rebstock folglich die Fotosynthese verlangsamt. Bei Trauben aus betroffenen Weinbergen ist besonders viel Gefühl im Keller gefragt. Es muss behutsam gepresst werden, um sicherzustellen, dass keine grünen Aromen aus den Traubenschalen extrahiert werden. In diesem Jahrgang kann daher nicht generalisiert werden, denn die Qualität der Weine hängt sehr vom Können der Winzer ab. Bei vielen Weingütern erfolgte die Lese 2019 einige Wochen später, um den Trauben mehr Zeit zum Reifen zu geben. Bei Topweingütern erfolgte eine penible Selektion, dennoch waren die Alkoholwerte durch geringere Zuckerwerte niedriger als gewöhnlich und die Weine zeigen sich trotz der Wärme des Jahrgangs elegant und mit präziser Frische.