Lobenberg: Das Jahr 2024 war eines der kühlsten dieses Jahrtausends, wir sind aromatisch in Richtung 2013 oder 2016 unterwegs, aber mit der Präzision und der extremen händischen Selektion, wie sie heute vorgenommen wird, ist das eine ganz andere Nummer. Wir driften weder in Unsauberkeit, noch in Botrytislastigkeit, sondern es bleibt enorm fokussiert und eben animierend straff und athletisch. Ich mag das sehr, wie eine moderne Version von 2008 oder 2016 mit etwas mehr Frische und Pikanz. Aromatisch hat der Weine eine hohe Dichte und Konzentration, schlank zwar, aber absolut nicht karg. Nein, 2024 hat bei all seiner Leichtigkeit schon Substanz und Schmelz. Es waren eben sehr kleine Erträge, Zilliken hat ungefähr 80 Prozent verloren durch Frost und sehr frühe Fäulnis, die dann abgefallen ist, da gab es dann einfach keine Trauben. Das Ergebnis ist ein kühler, hochfeiner und zugleich sehr konzentrierter, extraktreicher Jahrgang. Die Fässer sind für das GG nie die ganz uralten, sondern haben immer einen Touch etwas neuere Fuder. Es ist nur ein einziges Fass in 2024, also 1000 Liter. Das gibt natürlich keinen Holzgeschmack, aber etwas Struktur. Der Wein stammt in diesem Jahr aus den uralten Reben von 130 Jahren, direkt unten in Saarburg, dort wo es frostgeschützt ist. Das Rausch GG ist konzentriert und tief, zeigt eine ganz feine gelbe Frucht und viel kühles Gestein, Graphit, erdig, hoher mineralischer Spannungsbogen. Ein bisschen weißer Pfirsich, weißer Pfeffer, Vibration und Spannung, bürstet die Papillen einmal gegen den Strich, um dann wieder in dieser zilliken-typischen, leicht cremig-entspannten Frucht auszuklingen. Die 2024er sind in diesem Jahr sehr trocken, das verstärkt diesen straffen Charakter noch, der mir sehr gut gefällt. So viel Kick und Energie hatte Zilliken lange nicht mehr. Zilliken mit Speichelturbo, das packt schon gewaltig zu am Gaumen. Super!
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!