Lobenberg: Der Wein wächst in einer uralten Weinlage am Fuß des Berges Serra d’Ossa. An dieser Stelle wurde auf Grund der optimalen Begebenheiten von hier eremitisch lebenden Mönchen bereits seit vielen Jahrhunderten ununterbrochen Weinbau betrieben. Funde von phönizischen Amphoren an diesem sehr speziellen Ort belegen aber eine noch sehr viel weiter zurückreichende Weinbaugeschichte dieser Lage, wahrscheinlich bis 800 vor Christus. Winzer Antonio Macanita betont wie sehr man die Magie dieses Ortes spürt, wenn man im Weinberg steht. Tinta Carvalha, eng verwandt mit Castelao und Moreto, ist eine ehemals weit verbreitete Rebsorte, die heute nur noch von wenigen wie Macanita rekultiviert und erhalten wird. Die Reben sind über 50 Jahre alt und stehen auf Granitböden. Der Wein wird ausschließlich mit wilden Hefen spontan vergoren. Ein ganz kleiner Anteil wurde auch mit maceration carbonique ausgebaut. Schon der Anblick verrät, dass wir hier keinen dicken, dunklen und konzentrierten Wein im Glas haben, sondern einen eher filigranen Wein in transparentem Kirschrot, und genauso riecht der Wein auch. Es springt pure Himbeere aus dem Glas, dazu Granatapfel und Cranberry. Traumhaft verspielt, dabei kommt auch eine ganz feine Würze zum Vorschein. Grüner Pfeffer, Graphit und etwas Eukalyptus. Voller Frische und Spannung. Auch im Mund ist die Tinta Carvalha der pure, ungeschminkte Saft aus Himbeere und Kirsche in Salz gewendet. Wieder Cranberry und Berberitzen. So fein, so verspielt, so tänzelnd. Die Fruchtintensität ist beeindruckend. Sie wird jedoch nicht schwer oder belegend, sondern bleibt auch dank der straffen Säure wunderbar spielerisch. Im Mund hat man einen tiefen, mineralischen Kern, mit Graphit und auch Meersalz. Eine Mischung aus Poulsard aus dem Jura, leichter Mencia aus Galizien und Pinot Noir, auch eine Assoziation an mallorquinische Callet und Loire Cab. Franc, scheinbar auch teilweise Ganztraubenvergärung. Wenn man in sein Glas schaut, würde man nicht denken, einen derart erwachsenen Wein zu probieren. Einen Wein mit Struktur und Körper, der aber doch von seiner beeindruckenden Frische lebt. Faszinierend, dass aus dem durchaus heißen Inland des Alentejo so ein saftiger, zarter und feiner Rotwein entstehen kann. Aber dieses unglaubliche, uralte Terroir und das große Talent von Antonio Macanita machen es möglich, dass selbst hier solch ein Cool Climate Charakter zum Ausdruck kommen kann. Das ist ganz weit weg von den großen Kraftmeiern, die es im Alentejo durchaus auch gibt. Was für eine zarte Schönheit.