Lobenberg: Vorweg: Was ein fantastischer Wein! Zum Weingut Felton Road gehören insgesamt 34 Hektar Rebfläche, die auf vier herausragende Lagen im Herzen der Region Bannockburn in Central Otago verteilt sind. Der Block 5 liegt auf einem sanften Hügel in Nordausrichtung im Herzen des Elms Vineyard und wurde 1993 bepflanzt. Die Böden variieren am Hang von schwerem Löss und Schluff über Tonablagerungen und Meeressedimente bis hin zu Schiefer und Kies. Wie alles bei Felton Road in rigoroser Handarbeit biologisch oder sogar biologisch dynamisch bewirtschaftet und dann sorgfältig von Hand gelesen. Im topmodernen Weinkeller wird so schonend wie möglich mit Schwerkraft gearbeitet, ganz ohne Pumpen. Die Trauben werden zum Großteil entrappt (ungefähr 20 Prozent werden als ganze Trauben verarbeitet) und dann nach 8-10 Tagen Cold Soak in offenen Gärtanks mit wilden Hefen aus den Weinbergen vergoren. Winzer Blair Walter bevorzugt für seine Pinot Noirs eine mittlere Maischestandzeit von 21 bis 24 Tagen auf den Schalen, um die Farbe und Tannine sanft zu extrahieren. Während dieser Zeit wird der Trester bis zu zweimal täglich unterdrückt. Dieser Wein wurde 16 Monate lang in zu 25 Prozent neuen französischen Fässern ausgebaut. Vor der Abfüllung wurde er weder geschönt noch filtriert – so wird seine ursprüngliche Reinheit und sein Charakter bewahrt. Mittleres, leuchtendes Rubinrot. In der Nase ist das ein wunderbar dichter, charmanter Pinot! Und was für eine phänomenal vielschichtige Nase! Eine Mischung aus reifen, präzisen und glockenklaren Waldbeeren mit dunklen Kirschen, spannungsgeladenem Hibiskustee, Anklängen ätherischer Kräuter, grünem Tabak, Sandelholz, Lady Grey Tea und intensiver, dezent rauchiger roter Tonerde, Schiefer Mineralik und auch etwas Kalkstein. Braune Gewürze wie Nelken und etwas Wacholder sind integriert und verwoben – sie geben den Ausbau im Barrique preis. Im Mund ist der Wein nach zwei Jahren wirklich noch viel zu jung. Bei den Pinots von Felton Road gilt es wie bei vielen feinen Burgundern: am besten ein paar Jahre im Keller verschwinden lassen. Und ein großes Glas ist definitiv ebenfalls von Vorteil, damit sich die vielschichtige Aromatik des Weins entfalten kann. Unendlich viele geschliffene Tannine türmen sich auf der Zunge und hinterlassen momentan eine Haptik von stark extrahiertem Schwarztee. Dieser Prestige-Wein von Felton Road braucht idealerweise mindestens fünf Jahre Flaschenreife, damit er so richtig laut und deutlich singen kann! Vielschichtige, würzige Kräuteraromen mit roten Blüten auf dunkler Beerenfrucht werden von der kühlen, finessenreichen Säure des Weins in Harmonie gebändigt. Lakritz, Tabak und dunkel brummende Mineralik. Der Wein bleibt wohldefiniert minutenlang im Mund. Ein tiefdunkler Pinot mit Hang zur Mystik und ein Wein der alten Schule, auf den es sich zu warten lohnt!
In der generell eher regenarmen neuseeländischen Region Central Otago begann der Jahrgang 2023 besonders trocken. Was die Temperaturen angeht, war der Frühling mit nur wenigen, milden Frostnächten zum Glück relativ unaufregend. Guter Frühlingsregen förderte schließlich das Wachstum der Reben und sorgte für eine gesunde Begrünung zwischen den Reihen. Warme, trockene Bedingungen während der Blüte sicherten einen guten Ertrag und waren entscheidend für die Beerenentwicklung. Sie begrenzten zudem die Beerengröße und konzentrierten die phenolischen Stoffe – ein Segen für den Charakter der Felton Road Weine! Obwohl die Temperaturen im Sommer relativ warm waren, verlangsamten die feuchten Böden das Wachstum. Im Sommer regnete es kaum, daher gab es dieses Jahr keinerlei Krankheitsdruck während der Wachstumsperiode. Im Spätsommer kam dann der nötige Regen für den Endspurt hin zur Lese. Die Rückkehr zu ausgeglichenen Temperaturen und erfreulich kühlen Nächten sorgte für eine langsame und perfekte, stetige Ausreifung der Trauben. Die Lese begann am 23. März, eine Woche später als ursprünglich erwartet, und brachte perfekt ausgereifte Trauben in wunderbarer Konzentration hervor.