Lobenberg: Diese Beerenauslese ist dann schon die Quadratur des Kreises. Erstaunlicherweise kommt die Sponti-Nase trotzdem, obwohl wir diese reiche, süße Frucht haben. Hier gab es aber keinen Pilzbefall, keine feuchtearme Botrytissüße, sondern eher rosinierte Trauben. Auf dem Felseneck dauernd unter Wind stehend, ein Weltmeisterattribut dieser grandiosen Lage, langsam eingetrocknete Beeren. So eine völlig andere Süße in dieser BA als wenn es durch Botrytis wäre. Nämlich clean und sauber, keine Bitternote. Keine Petrolnote. Einfach glasklare, tänzelnde Frucht schon in der Nase. Ultrafein im Mund. Eine BA, wie ich sie vor Tagen bei Fritz Haag in der Brauneberger Juffer hatte. Eine trinkbare Beerenauslese. Man schluckt es hinunter, man kann es fast essensbegleitend zur Gänseleber nehmen. Gott, ist diese BA schön, saftig und lang. Trotzdem vom Zucker überhaupt nicht erschlagen. Die Säure und die Mineralität vom blauen Schiefer hält das Ganze in einer wunderbaren, filigranen Balance. Ich persönlich bin zwar der totale Fan des Kabi und der Spätlese Goldkapsel, aber ich gebe zu, dass diese Beerenauslese mit zum Feinsten gehört, mit zum Filigransten und Tänzelnsten, was ich an BA in meinem Leben getrunken habe. Haag BA und Schäfer Fröhlich BA sind für mich vielleicht neben oder gar vor Dönnhoffs Granaten die beiden absoluten Süßwein-Highlights des Jahres. 100/100