Lobenberg: Die Domaine de la Grand'Cour ist hoch gefeiert in Frankreich, ein unikathaftes Terroir in Fleurie ist Monopol-Lage direkt am Weingut. Jean-Louis Dutraive und seine Tochter Ophelie führen die Domaine. Es gibt immer zu wenig von diesem sehr umkämpften Saft, der in vielen der besten Weinbars Frankreichs auf der Karte steht. Deshalb muss die Familie ein paar Trauben von befreundeten Winzern einshoppen, um auf eine vernünftige Menge zu kommen. Familie Dutraive begann mit diesem Negoce-Business in 2016 nachdem ein Hagel nahezu 90% der gesamten Produktion der Gemeinde Fleurie vernichtet hat. Die Linie Familie Dutraive ist dennoch zu 100 Prozent im Weingut ausgebaut und abgefüllt. Diese Parameter sind für alle Weine der Domaine de la Grand’Cour identisch und qualitative Grundsätze: Handlese in kleine Kisten von 20 Kilo, Einmaischung bei niedrigen Temperaturen unter 10 Grad, keinerlei Zugabe von Schwefel während des gesamten Ausbaus. Komplett als Ganztraube in Maceration Carbonique, also total klassische Vinifikation. Teils in gebrauchtem Holz unterschiedlicher Größen, Fuder und Barriques, teils in Edelstahl ausgebaut. Keine Schönung und Filtration, sehr geringe Schwefelung bei der Abfüllung. Der Les Deduits ist ein Blend von Trauben aus dem Monopol Clos de la Grand'Cour und der Nachbarlage Chapelle des Bois hoch oben am Ort, überwiegend von eigenen Trauben der Domaine und ein paar vom Nachbarwinzer. Hochlage, sehr alte Reben, alles auf Granit. Schicke rote Kirschnase, Himbeere, strahlend rote Frucht, leicht wild am Gaumen mit intensiver Fruchtvibration auf der Zunge. Himbeere, Cranberry, Unterholz, Pinienzapfen, zupackend, kreidig unterlegt, super saftig im typischen Stil der Domaine, schöne Länge. Die Beaujolais von Dutraive sind im Trinkfluss ungeschlagen. 93-94/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.