Lobenberg: Wo auch immer Angelo Gaja seine Hände im Spiel hat, kommt eine enorm beeindruckende Qualität auf die Flasche. So auch mit seinem sizilianischen Projekt, das er gemeinsam mit dem Weingut Graci aufgezogen hat. Er kaufte zwei Grundstücke von insgesamt 40 Hektar auf der Südseite des Ätna, die noch recht unerschlossen ist, hier gibt es nur wenige Weingüter. Auch das Weingut Graci selbst ist ebenso wie die Tenuta delle Terre Nere auf der Nordseite des Vulkans gelegen. Die Südseite bringt zwar einige Herausforderungen mit sich, aber zugleich auch schier unendlich viel Potenzial, besonders für Weißweine. Die Nord- und Ostseite des Ätna ist feuchter, da die Weinberge in Richtung des Mittelmeers ausgerichtet sind und somit liegen sie in der Schusslinie für Wind und Regenwolken. 800 bis 1200 ml Regen sind hier völlig normal, während es in den geschützten, wärmeren Südlagen nur so um die 500 ml sind. Dadurch haben die Weine von der Südseite zum einen mehr Komplexität, zum anderen sind sie auch körperreicher. Angelo Gaja erkannte hier das große Potenzial vor allem für die autochthone Rebsorte Carricante. Ein Hektar der Rebberge war bereits mit der Rebsorte bepflanzt und vier weitere Hektar wurden 2017 neu gepflanzt. Die Lage »Belpasso« liegt außerhalb der Grenze der Etna DOP, daher wird der Weißwein unter der Sicilia IGP abgefüllt, und der Rotwein unter der Etna DOP. Aus den insgesamt 5 Hektar Reben werden im Moment ungefähr 15.000 Flaschen pro Jahr gemacht, aber in den nächsten Jahren wird es dann langsam mehr Flaschen geben. 12 Monate lang zur Hälfte im Stahltank und zur anderen Hälfte in Barriques und einem großen 3.000 Liter Fass ausgebaut. Zartes Zitronengelb mit Silber. Dezent rauchige Aromen in Kombination mit floralen weißen Blüten über saftig gelbem Pfirsich und Nashi Birne. Im Mund hat der Wein eine feine Textur mit leichtem Gripp und erfrischende, salzige Mineralität. Etwas Lorbeerblatt, Salbei, Oregano und weißer Pfeffer mit Amalfi-Zitrone, Grapefruit und Salzzitrone. Dieses Projekt ist ganz klar »one to watch«. Ich bin begeistert! 94+/100
2021 war ein sehr trockener Jahrgang auf Sizilien. Zudem war es der wärmste Jahrgang, den die Insel je erlebt hat – am 13. August wurden in Vittoria im Südosten satte 48,8 °C gemessen. Auch nachts wurde es dort in diesem Jahr nicht sehr viel kühler. Die Lagen am Ätna hingegen wurden zumindest nachts mit kühlender Luft aus den Hochlagen erfrischt. Die Lese im Oktober war eine Herausforderung, denn es musste zügig gelesen werden, bevor der Herbstregen einsetzte. Die Erntemenge war durch die Trockenheit des Sommers insgesamt zwischen 30 und 40 Prozent kleiner als gewöhnlich. Die konzentrierten, kleinen Beeren brachten dichte und strukturierte Weine hervor, die generell etwas breiter und körperreicher sind.