Lobenberg: Mit dem Santo Spirito und dem Calderara Sottana hat Besitzer Marco de Grazia die Cuvée delle Vigne Niche eingeführt, die immer für reinsortige Carricante steht. Viele Weißweine Siziliens sind Field Blends, doch ihn reizt der Terroir-Ausdruck durch eine singuläre Rebsorte, die die feinen Unterschiede transportiert, ähnlich wie im Burgund mit dem Chardonnay. In der Einzellage Calderara Sottana stehen einige der jüngsten Reben des Weingutes, was bei 15 bis 60 Jahren alter durchaus witzig ist, denn jung sind auch diese Reben nicht. Die Reben dieser 1.5 Hektar-Lage stehen tatsächlich überwiegend auf vulkanischer Asche und Bimsstein über solidem Vulkanfels. 600 bis 650 Meter hoch gelegen, also rund 100 Meter tiefer als Santo Spirito. Calderara Sottana zeigt eine schöne Frucht, die deutlicher zum Vorschein kommt als beim steinigen Superiore und dem Santo Spirito. Kandierte Limette, Limettenzeste, Quitte, frisches Basilikum, Zitronenmelisse, Grüntee. Fast etwas ätherisch in diesem extrem erfrischend-grünlichen Touch, den die Nase hat. Riecht wie frischer Limettensaft mit Kräuterbouquet on the rocks serviert, großartig. Am Gaumen mit wunderbarem Schmelz, anschmiegsam und etwas cremiger als der schlankere Superiore. Auch hier schlägt die wunderbare Kräuter-Zitrusmischung voll auf, die Frucht steht hier etwas mehr im Vordergrund als bei den anderen Weißen Crus von Terre Nere. Aber das ist gar nicht störend, denn es bleibt trotzdem wunderbar dezent, fein, elegant, verspielt und saftig. Ein Wein für die Freude, den man ob seines großen Delikatessenfaktors allerdings nicht unterschätzen sollte. Auch hier steckt ein Riesen-Alterungspotenzial drin, denn alles ist dicht verwoben, lang und griffig. Hohe Pikanz, die Augen werden schmal, intensiv, salzig, deutlich trocken, getragen, lange nachhallend. Ein Terroir-Wein par excellence, der die kargen Böden des Ätna quasi schmeckbar macht. 94-95/100