Ermitage Blanc Le Reverdy 2021

Ferraton Pere et Fils: Ermitage Blanc Le Reverdy 2021

BIO

Zum Winzer

99–100
100
2
Marsanne 50%, Roussanne 50%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2056
Verpackt in: 6er OHK
9
voll & rund
mineralisch
niedrige Säure
fruchtbetont
3
Lobenberg: 99–100/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Ermitage Blanc Le Reverdy 2021

99–100
/100

Lobenberg: Le Reverdy ist seit Jahren eine sichere Bank im Bereich der absoluten Topweißweine der nördlichen Rhône. Für mich fast immer in derselben Liga wie die großen Ermitage von Chapoutier. Aber der Wein ist ganz anders in seiner Art, deutlich eleganter, auch wenn die Roussanne mit ihrer Süße und ihrem Rosmarin in der Nase deutlich präsent ist. Aber dahinter kommen dann Kumquat, sehr viel weiße Blüten und weißer Pfirsich. Die Marsanne ist also auch klar spürbar mit ihrer großen Eleganz. Eine hochkomplexe Nase. Das Besondere in der Komposition des Le Riverdy ist, dass Les Beaumes deutlich mehr Schatten liegt und dadurch die Marsanne nicht so fett wird. Die Roussanne wird im Le Méal hingegen durchaus üppig. Die Cuvée aus beiden ergibt ein Ergebnis im Mund, das seinesgleichen sucht. Zitronengras, Kumquat, Bitterorange, viel Orangenzesten, Mandarine und Zitronengras, dazu pinke Grapefruit. Viel Bums dahinter, kraftvoll und intensiv. Durch die Roussanne im Vergleich zu vielen anderen Hermitage deutlich opulenter. Aber nie fett, das Holz kommt überhaupt nicht zum Vorschein. Der Wein ist aber reich, dicht und tief. Alles ist da, er steht für Minuten, es kommt auch ein bisschen Tee dazu. Nach zwei Minuten habe ich noch immer die Bitterkeit der Marsanne und die Süße der Roussanne im Mund, dazu die hochintensive gelbe, rote und weiße Frucht. Le Riverdy ist ohne Zweifel ein großer Wein und gehört zum Besten der Nordrhône. 99-100/100 *** Le Reverdy kommt von zwei kleinen Parzellen mit rund 0,4 Hektar Reben. Die Roussanne wächst komplett in Le Méal in Südausrichtung, die Marsanne in der sich schon gen Osten neigenden Parzelle Les Beaumes. Aber am Ende ist Les Baumes auch ein Teil der Lage Le Méal, wir haben also einen Weißwein komplett aus dieser Spitzenlage. Die Böden bestehen hier aus Kalkstein und Muschelkalk. Es wird wie immer bei Ferraton biodynamisch gearbeitet. Im Keller werden die ganzen Trauben direkt gepresst, der Saft wird anschließend spontan in 600-Liter Demi-muids vergoren. Vor der zweiwöchigen Gärzeit wird der Most gekühlt. Der Ausbau erfolgt zu einem Drittel im Stahltank und zu zwei Dritteln in Demi-muids. Die Weine verbleiben bis zu Füllung auf der Hefe, keine Bâtonnage. Der Wein besteht zu 50 Prozent aus Marsanne und zu 50 Prozent aus Roussanne.

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die erfreulichen Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.

Mein Winzer

Ferraton Père et Fils

Samuel Ferraton, Vertreter der vierten Generation im Weingut, gab 1998 dem Haus einen neuen Impuls durch eine finanzielle Partnerschaft mit dem Haus Chapoutier bei gleichzeitiger Wahrung der qualitativen Unabhängigkeit.

Ermitage Blanc Le Reverdy 2021