Lobenberg: Cannubi ist sicherlich die berühmteste und vielleicht auch die interessanteste Lage aus den sanften Piemonteser Gemeinden Barolo, La Morra und Novello. Die Lage ist das Herz der Gemeinde Barolo. Fast 100 Prozent weißer Lehm und doch nicht so maskulin wie die Weine aus Serralunga und Castiglione, sondern weicher, burgundischer, mehr zu den Weinen aus Monforte tendierend. Alte Reben in bester Lage. Die Lage ist auch durch Sandrone, Scavino sowie andere Top-Winzer bekannt und gehört sicher zum Besten, was die feinere Seite des Barolo-Tals zu bieten hat. Dazu zählen wie gesagt La Morra, Novello und Barolo selbst, dem gegenüber stehen die maskulinen Castiglione und Serralunga. Monforte ist das Bindeglied. Cannubi gilt unter Insidern in diesem Bereich der Langhe als der absolute König, weil die rote Frucht, die Finesse und die Harmonie hier einfach unschlagbar sind. Die Lage ist in Südexposition und hat daher ein warmes Mikroklima. Die Nase ist erdiger und würziger als die des brillant präzisen Arborina. 2024 war der letzte Jahrgang mit dem alten Pachtvertrag und das Weingut musste darum bangen, die Lage möglicherweise zu verlieren. Das wäre nicht das erste Mal, denn wo Silvia Altare ihre Finger einmal dran hatte, geht der Preis garantiert mit dem nächsten Vertrag in die Höhe. Die Pacht war bisher schon so unverschämt hoch, dass der Weinpreis die Kosten nicht komplett decken konnte, aber der Prestigegewinn und der Ansporn, Cannubi zu bewirtschaften, wogen für Silvia Altare schon Jahre lang schwerer als der finanzielle Aspekt. In der Woche vor meinem Besuch, um den Jahrgang 2021 zu verkosten, konnte Silvia den Pachtvertrag zum Glück um 10 weitere Jahre verlängern. Leider ging der Preis nochmals bedeutend hoch und daher muss nun auch das Weingut nachgeben und den alten Preis des Cannubi in Zukunft bedeutend anheben. Zart leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist intensiv und in all ihren aromatischen Facetten faszinierend komprimiert. Saftige, dichte, reife rote Kirsche knallt aus dem Glas, auch etwas Kirschlikör, feine Kräuter, Minze, Nesseln, Veilchenlikör, weißer Pfeffer und zarte braune Gewürze. Vielschichtig und druckvoll schiebend, dabei immer auf der roten Frucht laufend, die so typisch für die 2021er von Altare ist. Hier ist das Level der Tannine nochmal etwas aufgedreht – griffig und fein strukturiert kleiden sie die Zunge aus, unendlich viele rote Kirschen und duftende rote Blüten im Schlepptau. Saftige rote und schwarze Kirschen klingen minutenlang gemeinsam mit dieser genialen Welle verführerischer Würze nach. Dieser Cannubi braucht ein paar Jahre länger im Keller als der Arborina des Weinguts, um die vielen Tannine zu integrieren. Großer Stoff aus einem großen Jahrgang! Es wurden leider nur streng limitierte 1.200 Flaschen gemacht.
2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.