Lobenberg: Die Weine von Can Rafols dels Caus entstammen der Region Massis del Garraf. Eine hügelige Landschaft mit teilweise steilen Hängen, trocken und karg. Die Weinberge stehen auf einem Kalkriff, das Teil der Küstenlinie von Katalonien ist und sich zwischen den Ebenen von Penedes und dem Mittelmeer befindet. Charakteristisch für Can Rafols dels Caus ist eine Flaschenreife im Weingut für alle Weine bevor sie im trinkreifen Zustand auf den Markt kommen. Der El Rocallis ist ein weiterer Beweis dafür, dass Winemaker Carlos Esteva keinen Konventionen folgt und konsequent seinen eigenen Weg geht. Nicht nur, dass er als einer der ersten in Spanien Merlot angepflanzt hat wegen seiner Liebe zu Pomerol. Hier haben wir nun die weiße Sorte Incrocio Manzoni. Besser bekannt als Manzoni Bianco ist diese Kreuzung aus Riesling und Weißburgunder eigentlich im nördlichen Italien, Friaul und Veneto beheimatet. Der El Rocallis ist eines von vielen spannenden Projekten bei Can Rafols dels Caus. Eindeutig zeigt sich die Verwandtschaft mit dem Weißburgunder, die Nase strahlt eben diese Cremigkeit, Fülle und Schmelz aus. Birne, weißer Pfirsich und weiße Blüten, etwas Marzipan, alles klar unterlegt von einer feinen Meeresbrise. Da könnte man blind glatt auf einen Nordpfälzer Weißburgunder aus kühler Hochlage tippen. Denn die Cremigkeit, der weiße Pfirsich und die Fülle sind da, und durch die Nähe zum Meer auch ein gewisser Cool-Climate-Einfluss. Eine grandiose Nase in diesem Spannungsfeld zwischen satter, schmelziger Frucht, etwas Holz und mineralischer Frische. Im Mund dann überhaupt nicht fett oder ausladend, sondern total fein. Wieder weißer Pfirsich, helle Blüten und Nashibirne. Wow, ist das eine unerwartete Feineit im Mund, total geschliffen. Nach dieser Cremigkeit andeutenden Nase erwartet man diesen Fokus und diese Feinheit überhaupt nicht. Da ist nichts Fettes, nichts Überbordendes. Toll balancierter Körper mit feingliedrigem Schmelz. Das macht richtig Spaß in dieser fast kühlen Auslegung der Rebsorte, aber eben doch mit spanischer Reife der Frucht. Ist es das spezielle Küsten-Terroir von Massis del Garraf oder der Einfluss des Rieslings, der hier diese unglaubliche Balance und Frische in diese cremige Weißfruchtigkeit bringt? Schwer zu sagen. Aber wir haben hier ganz klar diesen Oszillographen aus Frucht, toller Frische und feiner Mineralik. Diese geniale Feinheit mit Birne und weißem Pfirsich zieht sich durch den gesamten Mund bis in den langen, aromatischen Abgang. Mit feinem Salz, das gegen Ende intensiver wird, und mit dezentem Holzeinfluss klingt der Rocallis in weißer, und sogar etwas gelb werdender Frucht aus. Ganz feine Intensität, tolle Balance, und eine unerwartete Frische für einen so cremigen Wein. Eine superbe Entdeckung und interessante Abwechslung zu deutschem Weißburgunder oder Chardonnay von der Côte d’Or. 95+/100