Lobenberg: Die Parzelle von Eugenie im Echezeaux ist einen halben Hektar groß und sitzt unterhalb des Musigny Grand Cru. Wir haben hier bis zu 80-jährige Reben in Cordon-Erziehung. Der Boden im Echezeaux ist natürlich stark von Kalk geprägt aber auch von fruchtbaren Tonmineralen durchzogen. Auch der Echezeaux bekommt dieselbe Behandlung wie alle Grands Crus bei Eugenie, das heißt vier bis fünf Tage Kaltmazeration, dann zu 60% unentrappt im offenen Holzgärständer spontanvergoren. Ausbau über ein Jahr in größtenteils neuen Barriques, Cuvetierung im Stahl vor der Abfüllung. Normalerweise ist Echezeaux immer einer der Weine, der die Gärung und vor allem auch die Malo recht schnell durchläuft – oft sogar noch im Jahr der Ernte. In 2019 war es der Wein in der gesamten Range, der die Malo als letztes durchlaufen hat, erst im Spätsommer 2020. Chef de Cave Michel Maillard kann sich selbst nicht genau erklären warum es so kam, aber der Wein blieb die ganze Zeit über sehr stabil, also machte er sich keine Sorgen darum. Dementsprechend verschlossen, fast abweisend, zeigte sich Echezeaux zum Zeitpunkt meiner Probe Anfang Dezember noch. Viel Teer und Graphit überdecken die Nase, dann überraschend ins Kräutrige changierend, Schwarztee, getrockneter Salbei. Es gibt kein Fett und keine Opulenz in diesem Echezeaux, was doppelt überrascht in dem sehr heißen, konzentrierten Jahrgang. Er läuft nur monolithisch und dunkel geradeaus wie flüssiges Lavagestein. Scharf und energetisch am Gaumen, mit präzisem Schliff aus blauen und schwarzen Waldbeeren, kühle Cassis-Noten mitsamt Strauch, darunter ein bisschen Nelkenpfeffer. Dennoch bleibt hier alles eher herb, steinig und karg, es gibt nur wenig Süße und keine überschwänglichen orientalischen Gewürznoten wie das bei Grivot der Fall war. Es geht nur auf kräuterummanteltem Stein hier bei Eugenie, Teer, Schwarztee auf kühler, beinahe schlanker und sehr feiner Frucht. Natürlich zeigt sich der Wein vor allem so reduktiv und karg, weil er erst seit wenigen Wochen seine Weinwerdung abgeschlossen hat, und damit einige Monate weniger Reifezeit zum Aufblühen im Gegensatz zu den anderen Weinen. Es wird sehr spannend bleiben, zu sehen wie sich dieser 2019er Echezeaux als ausnahmsweise Spätzünder entwickelt, jedenfalls hat es ihm die jugendliche Opulenz genommen, die er zumeist hat. Das ist wirklich faszinierend. Zudem hat Eugenie eine sehr kühle Parzelle in Echezeaux, nördlich abfallend in die Combe d’Orveaux, die gerade auch in warmen Jahren glänzen kann. Der Wein hat eine wunderbare Symmetrie und lässt stark darauf hoffen, dass er sich langsam und gleichmäßig entfalten wird über die kommenden Jahre. Ein Echezeaux-Langstreckenläufer, der zwar spät gestartet ist, aber vielleicht noch so manchen hinter sich lassen kann. 95-97/100