Lobenberg: Dieser Chardonnay aus Hegers Paradelage Winklerberg ist stilistisch durchaus vergleichbar mit einigen Premier Crus des südlichen Burgunds und braucht sich auch qualitativ überhaupt nicht hinter jenen zu verstecken. Alte Reben, gewachsen auf dem typischen Kaiserstühler Vulkanverwitterungsgestein. Selektiv per Hand gelesen, nach kurzer Maischestandzeit abgepresst, komplett im Barrique vergoren und für 11 Monate darin ausgebaut. Die Nase eröffnet zunächst mit intensiver, warmer Feuerstein-Mineralität. Aber nicht ganz so rauchig und dicht wie das Große Gewächs, sondern offener und schon deutlich zugänglicher. Zeigt auch nach einigen Schwenkern im Glas dann auf anhieb eine total schicke, saftige Frucht von gelbem Pfirsich, Apfel und einen feinen Zitrustouch. Umrahmt wird alles von unglaublich gut eingebundenem Holz, Anklängen von weißen Blüten und einem zarten Hefeschleier. Tolle Tiefe und Komplexität, der Wein kommt trotz seiner steinigen Mineralität doch auch charmant und umarmend daher. Auch am Gaumen läuft der Winklerberg auf saftiger Frucht, die von einer Welle aus salziger Mineralität in eine erstaunliche Länge getragen wird. Saftige Aprikose, wieder gelber Apfel, ein kleiner Touch von Mandarinenschale. Die präsente, aber reife Säure wird von griffigen Gerbstoffen begleitet. Schönes Spiel, ein wunderbar geschliffener und eleganter Chardonnay, dabei den ganzen Mundraum auskleidend. Im langen Finale kommen nochmal etwas Hefeschmelz und gesalzenes Karamell hinzu. Das ist wirklich ein begeisternder, deutscher Premier Cru – mineralisch, zupackend, fokussiert und dabei irgendwo auch lecker und zugänglich. In dieser Preislage etwas vergleichbares zu finden, wird schon extrem schwer.