Lobenberg: Albillo Mayor (im Gegensatz zur Albillo) gehört zu der Handvoll Weißweinreben Spaniens, aus der Weltklasseweine entstehen können. Und das gerade in Ribera del Duero, im Sommer einer der Glutöfen des Landes. Nordexposition und extreme Hochlagen sind da der Schlüssel. Bei der Albillo Mayor kommt der Charakter aus einer cremig, seidig, sahnigen Struktur und hohen Floralität, dazu leichte Exotik und Ananas und einer Frische aus Limetten und Zitronengras, niemals reine Zitrusfrische. Dominio del Soto, dieses Vorzeigeweingut der biodynamischen Rhone-Ikone Michel Chapoutier, macht daraus gleich zwei Varianten, die vollmundige Beton-Stahl Variante und die im Holz ausgebaute kraftvollere und wuchtigere Crianza. Diese Crianza erinnert mich fast an eine Tondonia Reserva, Holz, Maracuja, Reineclaude, Kamille, Jasmin und Salz in der Nase, kreidig, cremig und vibrierend, etwas grüne Aprikose dazu und generell viel weißes Steinobst. Im Mund erstaunlich druckvoll, vibrierend salzig am Gaumen mit gelber und weißer Frucht, fantastisch cremige Säure, tolle Länge. Ein hedonistisches Vergnügen, steinig, mineralisch, salzig und für Albillo erstaunlich fruchtig. Sehr schick, lecker und fast groß, einzig in dieser leicht reduktiven intensiven Ausprägung. Der Gaumen verbleicht mit in Salz eingelegtem Steinobst und leichtem Mango-Touch für Minuten. Muss in meinen Keller!
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.