Lobenberg: Obwohl Eugenie im gehypten 1er Cru Aux Brûlées, der direkt oberhalb der großen Grands Crus sitzt, über einen Hektar besitzt, wird hier doch nur wenig für diesen Wein geerntet. Über die Hälfte des Materials wird in den Vosne-Romanée Village abgestuft. Die Reben sind im Schnitt 60 Jahre alt. Nur das oberste, beste Drittel der Parzelle fließt in diesen 1er Cru ein. Der Aux Brulées von d’Eugenie wird nach einer vier- bis fünftägigen Kaltmazeration mit 50% Ganztrauben vergoren, das ist das Minimum für Kellermeister Michel Maillard. Der Ausbau erfolgt zu zwei Dritteln in neuen Barriques. In der Nase eine überraschend kühle, präzise geschliffener Ausdruck. Wir sind nicht ganz bei der Kraft von 2022, dieser Intensität, sondern etwas kühler im Fluss, ein bisschen wie 2009. Holunderbeere, Kakaopulver, Cassis und etwas total rein und transparent. Dann kommen minzige Obertöne auf, die sich mit der eugenie-typischen Kakao-Note zum Eindruck von After Eight verbinden. Eine helle Würze nach Schlehe, Darjeelingtee und Kumin vermischt sich mit dunkelmineralischen Tönen von Graphit und Goudron. Vom Village und dem Clos d’Eugenie kommend zeigt Aux Brûlées sich weniger charmant, etwas reduktiver, spannungsreicher und mineralischer. Dennoch immens konzentriert und in sich verwoben, wie ein unergründliches Labyrinth aus dunkler Kirsche, Stein und Gewürzen, das seine Geheimnisse noch nicht ganz offenbaren mag. Der Mund kommt dann überraschend griffig, beinahe kühl und so kompromisslos gerade wie ein Schweizer Bankier beim Vertragsabschluss. Schon immer noch überwiegend dunkel in der Aromatik – nicht wie 2018 wo dieser Wein überraschend rötlich war – aber dennoch von einer wunderbar erhebenden, präzisen Säurefrische getragen. Im Nachhall taucht wie aus dem Nichts das kreidige Tannine auf und beißt sich fest, hallt in Schwarztee und Graphit nach, die die dunkle Kirschfrucht immer fest umschlossen halten. Den hohen Ganztrauben-Anteil spürt man erst in diesem griffigen Finale so wirklich, dass dennoch feinkörnig und samtig bleibt. Der Wein sollte seine 7, besser 10 Jahre Zeit bekommen, denn er geht – trotz des hedonistischen Jahrgangs – durchaus auch in die mineralische Schärfe und reduktive Spannkraft, die sich über Reife erst noch etwas entfesseln muss. Ein beeindruckendes Geschoss mit großer Zukunft, aber in 2023 ist es etwas zugänglicher als sonst.